Am Donnerstag begann wieder das DOK.fest, das Internationale Dokumentarfilmfestival München und nun heißt es schon zum 30. Mal für die nächsten zehn Tage wieder: ab ins Kino und sich verlieren.
Das Programmheft verspricht eine so große und abwechslungsreiche Zahl an spannenden filmischen Portraits, dokumentarischen Alltagsstudien und filmischen Zeugnissen dieser so widersprüchlichen, harten, schönen Welt, dass es sich an dieser Stelle eigentlich fast erübrigt, einzelne Filme herauszuheben.
Durchstöbert man das dicht zusammgestellte Programmheft, kann man als vielseitige/r Filminteressierte/r schon beinahe ins Schleudern kommen: wo anfangen, wie alle Spielstätten und Anfangszeiten miteinander koordinieren, wo das Geld für die Tickets einsparen und vor allem, wann ist noch Zeit für den wöchentlichen Einkauf? Doch auch diesen alltagsnahen Fragen rund um die Teilhabe am DOK.fest verspricht das Programmheft bei näherem Studieren Abhilfe: Thematisch differenziert ausgearbeitete Reihen zu ausgewählten Themen, Musikfilme, Filme über Finanzwirtschaft oder über „Länder mit instabilen Strukturen“ wie es im Untertitel für die Reihe DOK.horizonte heißt – ermöglichen eine inhaltliche Vorauswahl. Alles geht ja doch nicht.
Eine Reihe – und zwar die Retroperspektive über das filmische Werk des israelischen Filmregisseurs Avi Mograbi – sei an dieser Stelle besonders empfohlen. Diese Werkschau mit fünf ausgewählten Filmen, die den Zeitraum zwischen 1997 und 2012 abdecken, ermöglicht einen Einblick in die Arbeit eines ganz besonderen Filmschaffenden, dessen experimentelle, kontroverse und immer sehr persönliche Filmsprache nicht einfach zu fassen und einzuordnen ist.
Seit den 1990er Jahren setzt sich Mograbi in seinen politischen Dokumentarfilmen intensiv mit der politischen Lage und dem stetigen Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern auseinander. Dabei nimmt er sein Publikum ernst, führt seine eigene innere Zerrissenheit, sein Unbehagen, seine Wut und Ohnmacht vor und übt auch offene Kritik gegenüber der politischen und militärischen Führung Israels. Immer wieder geht er den Weg neuer Darstellungsformen, nutzt die feine Schärfe des Humors, tritt als Filmemacher oft selbst vor die Kamera, mal als eine fiktionale Version seiner selbst oder als Prototyp des linken israelischen Intellektuellen.
Jeder seiner fünf Filme, die das DOK.fest zwischen dem 8. und 12. Mai im Filmmuseum zeigt, öffnet ein eigenes Fenster mit neuen Betrachtungswinkeln auf die konfliktreiche politische Lage in Israel. Avi Mograbis Filme schaffen keine Klarheit, bieten keine Antworten, aber sie rühren auf und bewegen. Wer noch etwas mehr über Avi Mograbi erfahren möchte, dem sei dieses kurze Interview über den Film Z32 empfohlen, der am 10.5. um 18.30h im Filmmuseum zu sehen sein wird:
Ulrike Heikaus