Wann hatten wir eigentlich zuletzt so einen schönen Herbst wie dieses Jahr? Ich kann mich kaum mehr erinnern! Um so mehr habe ich diesen Goldenen Oktober genosse und ich kann mich kaum satt sehen an den rot-gelb-braunen Leuchtfeuern, das die Bäume mit ihrem Herbstlaub in der Sonne derzeit präsentieren.
„Ab in die Natur“ lautet deshalb die Parole und der Titel von Dieter Bucks Wanderführer zu Naturschutzgebieten zwischen Schwäbischem Wald und Oberschwaben.
Gerade gegen Novemberblues gibt es nichts besseres als frische Luft und natürliches Grün, dass dieses Jahr erstaunlicherweise noch reichlich wächst. Wanderungen im Spätherbst haben zudem einen ganz besonderen Reiz, was zum einen daran liegt, dass die meisten Wanderziele nicht mehr so „überlaufen“ sind wie im Spätsommer oder Frühjahr.
Mehr als 1000 Naturschutzgebiete und 14 000 Naturdenkmale gibt es in Baden-Württemberg und Dieter Buck hat 26 ausgewählte Genießertouren zusammen gestellt, die so manches bekannte Wandergebiet von neuen Seiten zeig, die manchmal nur Einheimische kennen.
Viele Ziele waren mir vom Hören bekannt, von Bildern oder vom vorbei Fahren und Dieter Bucks Routenbeschreibungen machten schon beim Lesen Lust darauf, all die Naturschönheiten tatsächlich einmal zu besuchen.
Die Hessigheimer Felsengärten beispielsweise gehören zu den bekanntesten Naturdenkmalen und doch sind es vor allem Kletterer, die die „Schwäbischen Dolomiten“ wirklich gut kennen.
Auch die Enzschleife und das Fachwerkdörfchen Rosswag ist vielen Weinkennern ein Begriff – wie schön die Gegend mit den terrassierten Weinbergen und ihrer einzigartigen Flora und Fauna hier wirklich ist, lässt sich vom Bus aus allerdings nicht erleben. Das muss man erwandern.
Erst dann lassen sich Mauereidechsen, Wildbienen, Uhus, Grauschnäpper und Gartenrotschwänze, Flechten, Moose und Teppiche von Traubenhyazinten entdecken.
Auch der Schwäbische Wald bietet einzigartige Landschaften, deshalb führt Tour 3 von Murrhardt über den Vorderen Hörschbachwasserfall, vorbei an romantischen Waldweihern und Mammutbäumen zum Felsenmeer.
Die vierte Tour zeigt ebenfalls die Naturschönheiten des Schwäbischen Waldes: sie führt durch wilde Klingen wie die Wieslaufschlucht mit ihren zahlreichen Wasserfällen.
Tour 5 ließ bei mir schöne Erinnerungen an meine Grundschulzeit aufleben: die Wanderung durchs wildromantische Monbachtal war einer der schönsten Schulausflüge überhaupt.
Nach Bad Wildbad bin ich vor einigen Jahren vor allem wegen der würzigen Waldluft gefahren – größtenteils mit der Straßenbahn an der Enz entlang übrigens. Dass in der Umgebung das größte und höchstgelegene Hochmoorkolk Deutschlands liegt, habe ich erst in Dieter Bucks Wanderführer erfahren.
Überhaupt sind Moore hochspannende, zum Teil wenig bekannte und oft unterschätzte Landschaften. Ich wusste nicht, dass auch im Schönbuch moorige Gebiete zu finden sind, beispielsweise rund um den Birkensee, wo Fingerhut, Sonnentau, Wollgras, Prachtnelke Bärlapp und Heidelbeeren zuhause sind.
Am Randecker Maar kann man nicht nur in einen ehemaligen Vulkanschlot hinein schauen – direkt daneben, beim Otto-Hoffmeister-Haus, liegt mit dem Schopflocher Moor auch das einzige Hochmoor der Schwäbischen Alb.
Für alle, die ihre „Moor-Liebe“ entdeckt haben, empfiehlt sich auf jeden Fall eine Tour nach Bad Buchau zum Federsee, der zu jeder Jahreszeit einzigartige, fast mysthische Naturerlebnisse bietet. Mit ein bisschen Glück lassen sich dort Braunkehlchen, Großer Brachvogel, Bakassinen, Rohrammern und Teichrohrsänger sehen.
Wer fast unberührte Landschaft sucht, wird auf Tour 25 im Irndorfer Hardt bei Schwenningen fündig: mächtige Solitärbäume, Baumgruppen und kleine Wäldchen mildern die Kargheitet des Hardts und strukturieren das wellige Gebiet wie eine Art Landschaftspark, in dem sich sogar alpine Bewohner wie Weißer Gerner und Gelber Enzian wohl fühlen.
Mit kleinen Übersichtskarten, Ausgangskoordinaten, Schwierigkeitsgraden und durchschnittlicher Gehzeit, mit Angaben zu Streckenlängen und Höhenmetern die zu bewältigen sind, erleichtert Dieter Buck mit seinem handlichen Wanderbegleiter die Routenplanung. Da bleibt wirklich nur: Ab in die Natur!
Dieter Buck „Ab in die Natur!“, 160 Seiten mit rund 100 Abbildungen, Klappenbroschur, 14 Euro 99, Silberburg-Verlag