Nachdem wir mehr oder weniger glücklich aus den Trafalgar Studios gestolpert sind, machten wir uns mit der Bakerloo Line auf den Weg zur Baker Street, um noch ein wenig den Spuren Sherlock Holmes’ zu folgen. Ich war nun schon des öfteren in der Baker Street, aber nie habe ich es geschafft, mal ein Bild von der tollen Wandgestaltung in der Tubestation zu machen – doch diesmal wurde mein Wunsch endlich wahr! Man kann mich eben auch mit Kleinigkeiten glücklich machen. Draußen machten wir natürlich noch ein Pflichtfoto von der Sherlock Holmes-Statue und begaben und dann auf die Suche nach der 221b Baker Street. Natürlich sind wir erst einmal in die entgegengesetzte Richtung und somit vollkommen falsch gelaufen, sodass wir bei Madame Tussauds raus kamen – leider hat die Zeit für einen Besuch nicht gereicht. Als wir das Sherlock Holmes-Museum schließlich gefunden haben, begaben wir uns direkt zu den Fanartikeln der BBC-Serie “Sherlock”. Allerdings waren sämtliche Artikel dermaßen überteuert, dass wir uns letztendlich doch gegen einen Großeinkauf entschieden haben. Stattdessen besuchten wir den großen Souvenir-Shop neben Madame Tussauds, in dem uns eine Tardis und Massen an Dr. Who-Fanartikeln erwarteten. Vrony befand sich im Paradies und so wanderten gleich noch ein paar kleine Mitbringsel in unsere ohnehin schon vollen Einkaufstaschen. Aus Zeitgründen und diesem undefinierbaren Leeregefühl im Magen fuhren wir zurück nach Charing Cross und entspannten uns noch ein wenig am Trafalgar Square, wo eine Band Classic Rock-Songs spielte und die Sonne schien. Es war einfach wunderschön, doch irgendwann trieb uns der Hunger doch noch dazu, endlich auf Nahrungssuche zu gehen. Eigentlich hatten wir geplant, in das Sherlock Holmes-Restaurant in der Northumberland Street zu gehen, doch da die Leute davor Schlange gestanden haben, um einen Platz zu ergattern, mussten wir uns etwas anderes suchen. Letztendlich landeten wir in einem typischen englischen Pub direkt gegenüber von den Trafalgar Studios mit unheimlich leckerem Essen, welches sogar bezahlbar war. Dort verbrachten wir einige Zeit und diskutierten über das Theaterstück, die Stadt und wie toll doch alles in London ist. Schließlich machten wir uns um 21 Uhr wieder auf den Weg und warfen einen Blick um die Ecke, um zu sehen, ob schon irgendjemand an der Stage Door herum lungerte. Und tatsächlich – die ersten waren schon da, weswegen wir uns dazu gesellten. Nachdem wir uns bereits am Nachmittag im Theater gefühlt haben, als hätten wir Deutschland nie verlassen, ging es an der Stage Door direkt weiter. Natürlich ist klar, dass am Wochenende auch mehr Touristen unterwegs sind, als unter der Woche, aber dass darunter so viele Deutsche und Österreicher sind, die ins Theater in London stürmen, war mir irgendwie nicht so bewusst. Wie auch immer. Wie standen ziemlich genau 1 Stunde und 40 Minuten an der Absperrung, die der freundliche Sicherheitsmann für uns aufgebaut hat. Direkt vor dem Ausgang der Stage Door befand sich ein ziemlich auffälliger, schwarzer Wagen und wir scherzten, dass es sich dabei um Martin Freemans Fluchtauto handelte. Das Stück lief noch immer und irgendwann kamen ein paar der Darsteller heraus. Sie trugen Gewehre in den Händen und Sturmhauben, die sie sich später übers Gesicht zogen. Uns wurde schnell klar, dass sie sich auf die Szene, in denen maskierte Soldaten das Büro stürmen und wild um sich schießen, vorbereiten und haben dabei dieses lustige (und irgendwie auch peinliche) Video aufgenommen.
Irgendwann ertönte ein Schuss, was für uns das Zeichen war, dass sich das Stück dem Ende zuneigte, da dies den dramatischen Tod Richards III. bedeutete. Nachdem wir noch die ganze Zeit herum gealbert haben, ging nun langsam aber sicher das Gehibbel los. Nachdem ein Mitarbeiter der Trafalgar Studios uns am Nachmittag gesagt hatte, dass Martin Freeman an die Stage Door kommen würde, waren wir sehr, sehr zuversichtlich, auch wenn uns das Auto ein wenig irritierte. Doch da der Sicherheitsmann die Absperrungen so sorgfältig aufgebaut und sich so nett mit einigen Fans unterhalten hatte, machten wir uns wenig Sorgen. Die Zeit verstrich und immer, wenn einer der Darsteller das Gebäude verließ, hielten wir für einen Augenblick die Luft an, um dann festzustellen, dass es nicht Martin Freeman war. Mittlerweile war es recht voll und ich schätze, dass etwa 100 Leute geduldig auf den Schauspieler warteten. Um 22:40 Uhr war es dann endlich so weit. Ein Mann im grauen Anzug kam aus dem Gebäude, doch es ging einfach alles viel zu schnell, als das wir das hätten realisieren können. Martin Freeman blieb einen Augenblick stehen, blickte in unsere Richtung, schenkte den Fans sein umwerfendes Lächeln, hob die Hand, winkte und…. stieg in das verdammte Auto ein. Ein Aufstöhnen ging durch die Menge und Frustration machte sich breit. Ich war zwar noch geistesgegenwärtig genug, den Auslöser an meinem Handy zu betätigen, doch ich hätte lieber ein Video machen sollen, denn davon hätte ich, wie man auf dem Foto sieht, wesentlich mehr gehabt. Kaum saß er im Auto, fuhr er auch schon weg. Einfach weg. Mehr als 1 1/2 Stunden standen wir an der blöden Absperrung wie bestellt und nicht abgeholt und mussten nun zusehen, wie Martin Freeman in diesem dunklen Wagen davon fuhr. Wir sind wirklich unheimlich dankbar, dass wir die Chance hatten, ihn uns in diesem Theaterstück anzusehen, und dass wir sie auch genutzt haben, aber zu behaupten, dass wir nicht furchtbar traurig und enttäuscht waren, wäre schlichtweg gelogen. Man kann dem Mann keine Vorwürfe machen, denn er hatte zwei sicherlich anstrengende Vorstellungen hinter sich und wir verstehen, dass er nach Hause wollte. Vielleicht hatte er auch noch einen Termin. Laut Klatschpresse hat er an diesem Tag sogar geheiratet (was natürlich ein absoluter Fake ist!). Aber trotzdem sind wir traurig, da dies eine einmalige Gelegenheit war, die sich uns so nicht wieder bieten wird. Ziemlich müde und frustriert machten wir uns zurück auf den Weg zum Flughafen, von wo aus wir noch 20 Minuten laufen mussten, um zu unserem wunderschönen Hotel zurück zu kommen, welches im Eingangsbereich von einer Horde gigantischen Riesenspinnen bewohnt wurde. Die Nacht war kurz und nicht allzu bequem und bereits um 5:25 Uhr in der Früh fuhren wir mit dem Bus zum Flughafen. Es war ein unheimlich schöner Tag in einer wundervollen Stadt und ich bereue nicht, eine solch spontane Entscheidung getroffen zu haben. Und auch, wenn der Tag nicht so geendet hat, wie wir es uns vorgestellt haben, war es doch trotzdem ein tolles Erlebnis, einen großartigen Schauspieler wie Martin Freeman live auf der Bühne und für einen kurzen Moment nicht einmal 2 Meter von uns entfernt zu sehen.
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