96: Meister?

96: Meister?

© Hannover 96

Weil ich mir gerade die Tränen vor Lachen abwische und hoffe, dass dieser Blog bald jedem bekannt ist (und ich vielleicht dazu einen klitzekleinen Beitrag leisten kann), hier der neueste Geniestreich des hannöverschen Platzwarts:

Nach dem 3:2 gegen den kleinen HSV muss man bei Hannover 96 umdenken. Alle Prognosen geraten ins Rutschen. Statt vier Punkten und drei Trainern nach 12 Spielen räkelt man sich als Vize-Dritter im Punktepolster, verlängert im Whirlpool Verträge und übt Favoritenrolle. Die „Roten“ sind ein Buch mit sieben Siegen. Deshalb hier die sieben Gründe, warum 96 wahrscheinlich Meister wird.

1. Flexibilität. Die Mannschaft reagiert auf eigene Vollzähligkeit bis Spielende mit einer Trotzreaktion und hängt sich auch mit elf Mann rein, als ob zehn auf dem Platz stehen würden. HSV-Coach Veh hatte gewarnt: „Hannover ist ohne Hinausstellung unberechenbar wie ein angeschlagener Boxer.“ Mirko Slomka lobte die Moral trotz enger Räume, Martin Kind will die 10+1-Regel beim DFB durchsetzen.

2. Selbstvertrauen. Hannover 96 dreht Spiele. Neuerdings sogar zu eigenen Gunsten.

3. Fußballgott. Es gibt einen Fußballgott, und er ist ein „Roter“. Beweis: Jakub Blaszczykowski, in Hannover als Agent Provocateur nicht ganz unschuldig an der Roten Karte für Karim Haggui, schoss nun aus sechs Metern über das leere Tor. BVB-Trainer Jürgen Klopp fand’s auch lustig und machte Blaszczykowski zum neuen Mannschaftsführer – der C-Jugend.

4. Stolz. Die Roten sind nicht nur die Nummer 1 im Norden, die Nummer 1 in Niedersachsen und die Nummer 1 in der Metropolregion Hannover, sondern seit Sonnabend auch Braunschweig-Überholer und Landesprimus in der ewigen Bundesligatabelle, die seit der Kreidezeit akribisch von Theo Zwanziger und seinen beiden Vorgängern geführt wird.

5. Christiano! Alle gucken auf Ya Konan, und dann treffen Außenverteidiger per Fallrückzieher. Talkdrossel Udo Lattek bremste die Tor-des-Monats-Euphorie der 96-Fans, indem er Schulz’ Zaubertor zur Glückssache erklärte. Udos Prostpfl aster: Falls Christiano, der Bremsilianer, zu den Bayern wechselt wird sein Kunstschuss nachträglich als Absicht gewertet.

6. Phantom (Einzel). Mike Hanke trifft. Hanke, der vor seiner Einwechslung nicht Stollen, sondern Eintrittskarte und Spielerpass vorzeigen musste und vom vierten Schiri nach Kameras und mitgebrachten Speisen abgetastet wurde, erweitert die Optionen im Sturm und im Weihnachtsgeschäft.

7. Phantom (Mannschaft). Alle reden von Dortmund (Überflieger), Mainz (Drüberflieger), Bremen (Übelflieger), Schalke (Tiefflieger) und Köln (Tieflieger), das Bezahlfernsehen hält stramm Kurs auf Mittelmaßmeister Bayern, und auf Schalke redet man bei 13 Punkten nach 12 Spieltagen schon wieder vom Nichtabstieg. Während die Kamerateams am 34. Spieltag alle in München stehen, um den Tabellenzwölften zu bejubeln, wird Hannover 96 überraschend unverdienter Zufallsmeister. Die Feier wird zeitversetzt auf Mittelwelle und YouTube übertragen.

Der Platzwart

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