92. Zwei Frühvollendete

Buchebners zweite Inspirationsquelle ist, wie man in dem wunderbaren Sammelband ich die eule von wien nachlesen kann, weitaus verblüffender. Der Dichter, lose verankert in dem Literatenzirkel um den Wien-Heimkehrer Hermann Hakel, verehrt den US-Beat-Poeten Allen Ginsberg. Ihm denkt er die Rolle des Erlösers zu: “ginsberg wo bleibst du? nimm auf dein joch und komm über die hellblaue kette der appalachen …”, fleht dieser Orpheus aus der Obersteiermark sein Idol im fernen New Jersey an. Ginsberg soll nach Europa herüberkommen und die Ketten der Wohlstandsgesellschaft zerbrechen helfen.

Das gleichnamige Gedicht (ginsberg wo bleibst du?) gehört zu den bewegendsten Zeugnissen von Buchebners Rast- und Ruhelosigkeit. Der Autor gibt poetisch zu Protokoll, “an der atlantischen küste” zu stehen (“wo mag dein u-boot auftauchen aus der flut?”). Zugleich beneidet er den homosexuellen Priester der US-amerikanischen Gegenkultur um dessen Erfahrungsschätze, die Ginsberg scheinbar wie von selbst in den Schoß gefallen sind. “du hast apollinaire besucht eisenhower gesehen den jazz im birdland gehört”, zählt Buchebner atemlos begierig auf.

(…)

Kling gehörte zu den raren Sängerdichtern, in deren zu Performances erweiterten Lesungen das Ungezügelte, Schamanische scharf aufblitzte. Dieser Autor definierte die “dichterische Sprache als Wahrnehmungsinstrument”. Das nachgelassene Brevier-Buch Das brennende Archiv (Suhrkamp) mit Gedichten, Bildern und Interview-Zeugnissen ist eine Einladung, Kling nachzulesen.   / Ronald Pohl, DER STANDARD 11.8.



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