Jedes Gedicht ist öffentlich in dem Sinn, daß es sich an ein eingeschriebenes Publikum richtet. Aber manche Öffentlichkeit ist öffentlicher als andere. Die meisten zeitgenössischen Dichter zum Beispiel sprechen zu einem Publikum, das aus engen Freunden und vereinzelten Berufslesern sowie griffigen Abstraktionen wie dem idealen Leser oder der Nachwelt besteht. Diese Art Öffentlichkeit ist viel kleiner und homogener als die der Käufer der Romane von Zadie Smith oder Jonathan Franzen. Und natürlich verblassen beide Öffentlichkeiten vor „Der Öffentlichkeit“, jenem Menschenmeer, das seine Stimme abgibt, Super Bowl schaut und insgesamt Amerika zu dem macht, was es ist, im Guten wie im Schlechten. Die Lyrik hat es selten mit dieser großen Öffentlichkeit zu tun. Ihr einziger „öffentlicher“ Auftritt in jüngerer Zeit war die Lesung Elizabeth Alexanders bei Präsident Obamas Amtseinführung, die erwartungsgemäß bei Teilen der spezifischen Gedichtöffentlichkeit geteilte Reaktionen hervorrief.
Doch wenn die Dichter so selten vor einem Millionenpublikum stehen, heißt das noch nicht, daß sie keine nationalen Angelegenheiten ansprechen. Die Frage ist, welches Publikum jene öffentlichen Gedanken zu hören bekommt – und wie öffentlich sie denn genau sind?
So leitet David Orr eine Besprechung mehrerer Gedichtbände in der Aprilausgabe der ehrwürdigen Zeitschrift Poetry ein.
Thomas Sayers Ellis’s Skin, Inc., Timothy Donnelly’s The Cloud Corporation, C.D. Wright’s One with Others, and Elenor Wilner’s Tourist in Hell.