Wer hätte das gedacht?
Nach Angaben des Börsenverein des Deutschen Buchhandels macht die Lyrik nur einen verschwindet geringen Anteil an den Umsätzen des Buchhandels aus. Rund ein Drittel des geschätzten Gesamtumsatzes der Branche von rund 9,6 Milliarden Euro im Jahr 2011 machte Belletristik aus. Der Lyrik-Anteil an der Belletristik betrug nur 1,2 Prozent – Tendenz in den vergangenen Jahren fallend. „Viele nehmen sich ja heute kaum noch Zeit für die reine Lektüre“, sagt der Vorsitzende der Gesellschaft für zeitgenössische Lyrik, Ralph Grüneberger. / Literatur: 20 Jahre Literaturzeitschrift „Das Gedicht“ – weiter lesen auf FOCUS Online
Das zu einer Meldung zum 20. Jubiläum der Zeitschrift “Das Gedicht”, die durch einen “Skandal”, wie die Medien immer wieder berichten (einen von der Sorte, bei der nord- oder ostdeutsch Sozialisierte fragend die Stirn runzeln, “im wahrsten Sinne des Wortes handfest” halt) die Auflage steigerte:
Im Jahr 2000 sorgte der Dichter Anton G. Leitner mit seiner Literaturzeitschrift „Das Gedicht“ für einen im wahrsten Sinne des Wortes handfesten Skandal.
Unter der Überschrift „Geile Gedichte – Vom Minnesang zum Cybersex“ und mit unsittlich geballter Faust auf dem Titelbild hatte er erotische Gedichte renommierter Autoren wie Ulla Hahn und Friederike Mayröcker auf den Markt gebracht. „Die kamen päckchenweise zurück“, erinnert er sich heute – teils waren erboste Nachrichten dabei. Eine Mainzer Buchhandlung verweigerte damals zum Beispiel die Annahme, weil der „Dom nicht weit“ war.
Doch was ein wirtschaftlicher Totalschaden zu werden drohte, entpuppte sich als außerordentlicher Glücksfall. Weil die Medien auf ihn aufmerksam wurden, die „Bild“-Zeitung auf einer Doppelseite über seine „geilen Gedichte“ berichtete und in der damals höchst populären RTL-Show „Sieben Tage, sieben Köpfe“ ein Witz über die Abkürzung seines mittleren Namens – G. – fiel, schoss die Auflage für „Das Gedicht“ in die Höhe – und auf 10 000 Stück. „Wir kamen gar nicht hinterher mit dem Nachdrucken“, erinnert sich Leitner im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa.