8. Oktober 2010, Ein Ort für die Toten, 5.58 Uhr

Kaffee, Zigarette, ich schrieb so vor mich hin, fünf Seiten, da schwebte plötzlich ein fremder Vogel an der Trutzburg vorüber, warf den Vertrag für den nächsten Roman ab, der Vertrag ist also unterschrieben, drum kann er nun erscheinen, wird es aber erst 2012, im Frühjahr zur Leipziger Buchmesse soll er wohl kommen, nichts für mein ungeduldiges Herz, lass es hämmern, dachte ich, dachte an meinem Vater, dem riss es entzwei, da hämmerte plötzlich nichts mehr, nur seine Fäuste, die hämmerten an die Himmelspforte, also Geduld, mein Lieber, dachte ich mir, so ein Roman will ordentlich lektoriert und zum richtigen Zeitpunkt präsentiert werden, dachte ich, rauchte eine Zigarette, dachte darüber nach mit dem Rauchen aufzuhören, war mir doch mein Vater – dieser alte Raucher – in den Kopf gekommen.
Ich muss viel in der letzten Zeit an den Vater denken, meinen Vater, ich will gar nicht allzu viele Worte in der Pathologie verlieren, Fehler, Fehler, flüstert es in mir, denn hier gehört er auch hin, also werde ich ihn allmählich einwandern lassen, denn ein Platz muss auch für diesen Toten sein, denn der will seine Geschichte ja ablegen können.
Ich schrieb eine Geschichte über ihn, sie ist fertig, obwohl so eine Geschichte nie fertig sein kann; ich packte sie in einen virtuellen Umschlag und schickte sie weiter.
Ein Stillleben wurde es, auch wenn der Vater drin vorkam, oder gerade deshalb, denn er steht für Leben und Tod, für das Aufblühen und Vergehen.
Literatur, die die nächste Wirklichkeit einbindet, ist immer ein Wagnis, sie lässt sich seltsam an, oft stottert der Motor einer solchen Geschichte. Die Pathologie ist mir da eine Hilfe, die schult mich, Wirklichkeit und Fiktion zu verschmelzen, sie ununterscheidbar zu machen, auch für mich; zumal ich sie in der letzten Zeit auch noch analytisch benutze, gar als Sandsack, wenn ich mich tüchtig geärgert habe.
Die literarischen Stoffe liegen also nur so herum, man muss sich nur bücken, sie auflesen, in den Müllbeutel der Seele packen und weiter geht es.
Ach, was ist denn das, eine kleine Geschichte, zerknautscht und achtlos auf die Straße geworfen. Ich nehme mich ihrer an, ich werde sie hegen und pflegen.
Die wird noch einmal blühen, denke ich.

Und wieder einmal ist mit der Kaffee unter dem täglichen Eintrag kalt geworden; ich werde den Becher nachfüllen, eine Zigarette rauchen und dann …



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