74. komm in den technopark

Die Erkennungszeichen des Epochenbruchs ruft der 1963 in Gera geborene Lutz Seiler in seinem neuen Gedichtband herauf, in distanzierenden Anspielungen auf Stefan George, Hugo von Hofmannsthal und Inger Christensen. Das Zeitgedicht ‘das neue reich’, mit dem Seiler seine poetische Geschichtswanderung eröffnet, stellt der artistischen Esoterik und Seher-Pose in Georges Gedichtsammlung ‘Das Neue Reich’ (1928) das Deutschland unserer Tage entgegen, das auf unrühmlichem braunem Geschichtssockel steht. Die Dementis ‘kein labyrinth & keine chandoshysterien’ gelten der bloßen Relativität des menschlichen Weltverständnisses in Inger Christensens Versepos ‘Det’ (1969) und der Sprachkrise, die Hugo von Hofmannsthal seinen Lord Chandos in dem berühmten Brief ausrufen ließ, den er in seinem Namen zu Beginn des 20. Jahrhunderts verfasste.

Den Versuch Stefan Georges, mit einer Erneuerung der Naturpoesie das Rad der Zeit zurückzudrehen und die Menschheit des Jahres 1897 ‘in den totgesagten Park’ einer herbstlich späten Rosen- und Rankenwelt einzuladen, konterkariert Seiler mit dem Hinweis auf die unumstößliche Realität des ‘technikparks’ mit seinem komfortablen ‘fischgrätenestrich’, in dem wir zusehends bequemer und mobiler leben. Seiler entlehnt einen guten Teil seiner Bildsprache diesem ‘technopark’, den ‘göttern des öl’, der Welt von Garagen, Motoren, Schrauben, Bowdenzügen, Vergasernadeln. / SIBYLLE CRAMER, SZ 13.12.

LUTZ SEILER: im felderlatein. Gedichte. Suhrkamp Verlag. Berlin 2010. 102 Seiten, 14,90 Euro.

 



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