74. Hebräische Lyrik aus Deutschland

Hebräische Lyrik in/aus Deutschland

aus: Lyrikwiki

Seit über tausend Jahren leben Juden auf deutschem Gebiet, zuerst im Rheinland. Aschkenas (hebr. ‏אשכְּנז‎) ist ein Personenname und der Name eines Königreichs in der hebräischen Bibel (mit den Skythen oder nach anderer Auffassung den Phrygern gleichgesetzt).

  • In der jüdischen Tradition gilt Aschkenas seit dem Mittelalter als Stammvater der Deutschen, was möglicherweise auf einer früheren Assoziation seines Vaters Gomer mit den Germanen beruht. Das hebräische Wort Aschkenasim (Nachkommen des Aschkenas) wurde meist im Sinne von „im deutschen Raum beheimatete Gruppe der Juden“ verwendet. (Wikipedia)

Das Wort Aschkenas bezeichnet das Rheinland und dann ganz Deutschland, Aschkenasim (Pl.) sind die Juden in Deutschland, Nordfrankreich und anderen Ländern (später auch Osteuropas) im Unterschied zu den Sephardim aus Spanien (Andalusien), die nach der Vertreibung nach Nordafrika und ins Osmanische Reich flohen. Die Sephardim sprachen das vom Spanischen anverwandelte Ladino, die Aschkenasim Jiddisch. Natürlich dichteten sie auch in diesen Sprachen (manchmal auch in der Landessprache). Süßkind (Süezkint) von Trimberg war der einzige jüdische Minnesinger, von dem mittelhochdeutsche Sangsprüche in der Heidelberger Liederhandschrift (Manesse-Handschrift) überliefert sind.

Aber es gab auch hebräische Dichter in Deutschland. Zu ihnen gehören:

  • Moses ben Kalonymus (etwa spätes 10. Jh., geboren vielleicht in Lucca, seine Familie wurde von einem der karolingischen Kaiser nach Mainz gebracht)
  • Schimon ben Jitzhak (Simeon ben Isaac) (Mainz, geboren um 950)
  • Awraham ben Schmuel aus Speyer
  • Simcha ben Schmuel aus Speyer
  • Elasar bar Jehuda aus Worms
  • Gerschom ben Jehuda (Mainz)
  • David bar Meshullam aus Speyer (12. Jh.)
  • Ephraim aus Regensburg (1110-75)
  • Ephraim aus Bonn (1132-1200)
  • Baruch ben Samuel aus Mainz (ca. 1150-1221)
  • Eliezer bar Judah aus Worms (ca. 1165-ca. 1230)
  • Baruch aus Worms (frühes 13. Jh.)
  • Juda (Jehuda) ben Samuel he-Chasid, genannt Jehuda der Fromme (ca. 1140-50) Wikipedia
  • Abraham ben Samuel He-Chassid, Bruder von Jehuda ben Samuel
  • Eleazer ben Judah ben Kalonymus aus Worms (1176-1238) Wikipedia
  • Isaac ben Moses von Wien
  • Meir ben Baruch, bekannt als Ma’aram (Meir) von Rothenburg (um 1215-1293) Wikipedia

In der Neuzeit dichteten die deutschen Juden meist in Deutsch. Heinrich Heine, Else Lasker-Schüler, Jakob van Hoddis, Nelly Sachs oder Paul Celan waren Teil der deutschen Literatur, wenn sie auch oft emigrieren mußten oder wie van Hoddis im deutschen Machtbereich ermordet wurden. Erst mit der nationalsozialistischen Judenverfolgung gab es wieder eine Reihe von Autoren, die nach der Emigration nach Palästina Hebräisch dichteten:

  • Lea Goldberg (1911-70, geboren in Königsberg, studierte in Bonn, Emigration nach Palästina 1935
  • Tuvia Rübner (geboren 1924 in Bratislava, wuchs unter dem Einfluß deutscher Literatur auf; 1941 emigriert nach Palästina, übersetzte aus dem Deutschen ins Hebräische und umgekehrt)
  • Yehuda Amichai (geboren 1924 in Würzburg, kam 1936 Jerusalem; diente im 2. Weltkrieg in der Jewish Brigade)
  • Nathan Zach (geboren 1930 in Berlin, kam 1935 nach Palästina

Literatur

Anthologien

  • Carmi, T. (ed.): The Penguin Book of Hebrew Verse. New York: Penguin, 1981.
  • Jerome Rothenberg, Harris Lenowitz (Ed.): Exiled in the word: poems & other visions of the Jews from tribal times to present. Port Townsend, Washington: Copper Canyon Press, 1989.
  • Efrat Gal-Ed und Christoph Meckel (Hg.): Der Vogel steigt empor als kleiner Rauch. Ein deutsch-israelisches Lesebuch. Göttingen: Steidl 1995.


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