Allein ihre flüchtig hingeworfene, aber wohl mehr der Selbstvergewisserung dienende Notiz «not being ashamed of my feeling, thoughts – or ideas» scheinen die Herausgeber als Rechtfertigung dafür zu nehmen, intimste Aufzeichnungen ans Licht der Öffentlichkeit zu zerren.
Gewiss, einige der Textfragmente (denn von mehr kann in den allermeisten Fällen nicht die Rede sein) zeigen das aussergewöhnliche Talent Monroes, nicht nur ihre Gedanken textlich zu verdichten, sondern auch lyrische Entsprechungen dafür zu finden. Dennoch handelt es sich mehr um Fingerübungen, wovon allein schon die Form zeugt: kreuz und quer hingekritzelt, mit wilden Pfeilverweisen und Streichungen. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass es dieser ohnehin sehr «öffentlichen Frau», die unter einer grossen Unsicherheit litt, welche sie in ihren Notizen dokumentierte, vermutlich peinlich gewesen wäre, derlei persönliche Dinge von einer womöglich sensationslüsternen Leserschaft verhandelt zu wissen. …
Wer Marilyn Monroe wirklich schätzt, würdigt das, was ihr das Wichtigste im Leben war: ihre Schauspielkunst. / Susanne Ostwald, NZZ 18.10.
Marilyn Monroe: Tapfer lieben. Ihre persönlichen Aufzeichnungen, Gedichte und Briefe. Herausgegeben von Stanley Buchthal und Bernard Comment. Vorwort von Antonio Tabucchi. S.-Fischer-Verlag, Frankfurt am Main 2010, 269 S., Fr. 36.90.