70. Zerrissen

In Zeiten, in denen Thilo Sarrazin mit seinem Buch „Deutschland schafft sich ab“ die Ablehnung gegenüber Moslems in Deutschland brandbeschleunigt, war am Dienstag der türkischstämmige deutsche Autor und Lyriker Nevfel Cumart im C-Kurs Deutsch der Klassenstufe 8 an der Alexander-von-Humboldt-Schule zu Gast.

Und das Interesse der Jugendlichen mit überwiegend ausländischen Wurzeln in diesem Kurs an dem Lyriker und dessen Werk ließ erahnen, was Sarrazin vor allem jungen Moslems mit seinem Buch angetan hat. Denn sie – und beileibe nicht nur die moslemischen Glaubens – finden sich in einem gesellschaftlichen Klima wieder, das ihnen gegenüber von Ablehnung, Zweifel und Misstrauen geprägt ist und ihnen die Rechtfertigung ihres Andersseins abverlangt.

Dabei wären die jungen Leute dringend auf das grundsätzliche Wohlwollen und das Interesse der deutschen Gesellschaft an ihnen angewiesen. So wie es Cumart jetzt an den Tag legte. Denn zerrissen zwischen zwei Kulturen – der deutschen und der des Herkunftslandes ihrer Familien – sind durchaus auch Schüler dieses C-Kurses, wie sich im Gespräch mit dem Autor offenbarte. Auch manches von dem, was der in Deutschland geborene Cumart mit seinen deutschstämmigen Landsleuten so alles erlebt und in Lyrikbänden wie „Das Lachen bewahren“, „Wellen der Zeit“ oder „Zwei Welten“ verarbeitet hat, hatten sie so ähnlich auch schon durchgestanden. / Dieter Ackermann-Girschik, Main-Spitze

Vgl. L&Poe 2001 Sep:

Liebesgedichte eines Türken aus Bamberg

Nevfel Cumart, dunkle Haare, dunkle, leuchtende Augen. Gelernter Zimmermann, studierter Islamwissenschaftler, Schriftsteller von Beruf, Herkunft türkisch. Ein Wanderer zwischen zwei Kulturen. Einer, der seine Erlebnisse und Empfindungen in Poesie umwandelt, der seit vielen Jahren Lyrik auf Deutsch schreibt. Ein Dutzend Gedichtbände hat der 37-Jährige, der in Deutschland geboren ist, bislang veröffentlicht. Lyrisches über Heimat, Vergangenheit, Zukunft, aber auch über die Liebe. …

Der Kulturspagat sei schwierig, aber inzwischen sei es für ihn müßig, sich zu fragen, was er sei, antwortet Cumart. „Ich bin ein Mensch, der von beiden Kulturen beeinflusst ist.“ Wichtig sei nicht, Türke oder Deutscher, sondern menschlich und höflich zu sein.  / Frankfurter Rundschau 28.09.2001



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