Das „Muxmäuschen“ von Simone Kornappel, mit „x“ geschrieben, ist ein visuelles Poem in der Tradition der experimentellen Lyrik, ein Gedicht in Spiralenform, das die Tradition der Bildenden Kunst und der Ikonographie in der poetischen Form des Gedichts, wie auch in seinem sprachlichen Material aufruft. Es gehört zu den schönen Paradoxien dieses Textes, dass es erstmal einigen Lärm verursacht, bevor es am Ende zu dem uneitlen Wort „still“ findet.
Wenn sich das „muxmäuschen“ auf dem äußeren Ring der Spirale in Bewegung setzt, kommt es gleich zu vokabulären Kollisionen. Der vorsätzlich herbeigeführte Zusammenprall gegensätzlicher Bildbereiche und Sprachfelder, vor allem die Konfrontation von biologischem Körper und Kunst-Körper gehört zu den primären Textstrategien Simone Kornappels.
„muxmäuschen das abhusten von frührenaissance meint auswurf oder tussis in pastell to /tenderize your tongue bei botticelli & leckmuschel wie tzunge an batterie gegebenen-//falls …“ Simone Kornappel sorgt für Verstörung, für kunstvoll hergestellte Dissonanz, für das Unterbrechung jenes beruhigenden Wohllauts, den wir von konventioneller Lyrik kennen. Ihre Gedichte verfeinern jene aggressive „Montagekunst“, die einst Gottfried Benn als „Stil der Zukunft“ qualifiziert hat. / Michael Braun, Der gelbe Akrobat – Neue Folge 19, Poetenladen