Amsterdam hat viele Gesichter und bietet auf den zweiten Blick weit mehr als die weltbekannte Romantik der Grachten. Vor allem auf der Nordseite des IJmeeres gibt es zurzeit eine Menge zu entdecken. Seitdem die neue U-Bahn-Linie quer durch das Zentrum unter dem Wasser durch nach Norden führt, entwickelt sich die Nordseite Amsterdams rasant. Um dies zu markieren, hat die Stadt vor kurzem die bei Touristen populäre Bezeichnung „I Amsterdam“ nach Amsterdam Noord umgesiedelt. Der urbane Charakter des Hafengebietes wechselt sich ab mit gelungener Architektur und Kulturprojekten. Obwohl die Stadt für viele unbezahlbar geworden ist, gibt es hier trotzdem noch eine lebendige Kreativszene und viele interessante Nachhaltigkeitsinitiativen und Eco Design Hotspots.
Mediamatic – Kreativ- und Nachhaltigkeitslabor
Das kultige Kreativzentrum „Mediamatic“ ist eine Schnittstelle zwischen Kunst, Design und neuen Technologien und ermöglicht auch viele Nachhaltigkeitsprojekte. In direkter Nähe vom Hauptbahnhof werden hier inverschiedenen Laboratorien Konzepte erprobt und im Laborsetting wird mit Materialien und Kreisläufen experimentiert. Es gibt hier ein „Aroma Lab“, wo Düfte entwickelt werden, ein „Clean Lab“, wo neue Materialien mit Pilzen, Bakterien und Algen entwickelt werden, im „Fermentation Lab“ werden Bier und Tempeh produziert und im „Green Lab“ gibt es ein Aquaphonics-Gewächshaus, wo Fische die Pflanzen auf umweltfreundliche Art düngen.
De Keuvel – Cleantech Playground
Wer Amsterdam Noord besucht, sollte unbedingt das Café De Keuvel besuchen. Auf dem “Cleantech Playground” wird auf kreative Weise mit kreislauffähigen und ökologischen Technologien experimentiert und den Besuchern gezeigt. Hier haben sich einige Kreative und Eco Design-Pioniere angesiedelt, ihre Ateliers sind auf verschiedenen kreativ gestalteten Schiffe angesiedelt. Alte Hausboote haben hier mittels Upcycling ein zweites Leben bekommen und wurden mit Kompost-Toiletten, Wärmepumpen und Solarpanelen ausgestattet. Das Café De Keuvel bietet leckere biologische Getränke und Gerichte mit Gemüse aus dem Nachbarschaftsgarten nebenan. Ein gelungenes Ambiente, wo es viel zu entdecken gibt!
Instock – Circular Restaurant
Das Restaurant Instock widmet sich der Lebensmittelrettung. In der Czaar Peterstraat im Osten von Amsterdam bietet das ökologische Restaurant eine tolle Karte mit Gerichten aus gerettetem Essen aus lokalen Supermärkten. Wer hier ein punkiges Dumpsterdiving erwartet, liegt komplett falsch. Das Setting ist stilvoll und die Gerichte sind lecker, gesund und mit viel Sorgfalt zubereitet. Da es immer wieder eine Überraschung für den Koch ist, was gerettet wird, gibt es jeden Tag wieder etwas anderes auf dem Menü.
Eco Design Hotspots & Shopping-Tipps für Amsterdam
Nachhaltig Shoppen in der Haarlemmerstraat
Die schönsten Eco Design Shops liegen zum Glück auch in interessanten Vierteln. Der Eco Fashion Store Nukuhiva war einer der ersten Eco Fashion Läden in den Niederlanden und hat eine gute Auswahl an Jeans und urbaner Mode. Das Geschäft befindet sich in der Haarlemmerstraat. Hier gibt es viele kleine Läden, unter anderem auch das schöne Mode- und Interior-Design-Geschäft Sukkha, das auch einige nachhaltige Design- und Modemarken führt. Außerdem gibt es hier in der Nähe den berühmten Noordermarkt am Samstag mit einer großen Auswahl an biologischen Produkten.
Eco Fashion in De Pijp
Das Stadtviertel De Pijp hat viel Charme. Rund um den noch immer günstigen Markt haben sich viele kleine Restaurants und Läden angesiedelt. Der Eco Fashion Store Charlie & Mary bietet eine tolle Auswahl an nachhaltigen Modelabels. Auch das schöne niederländische Designer Label „Studio Jux“ hat in De Pijp seinen Concept Store, wo neben der eigenen Kollektion auch eine Auswahl an Styles von anderen grünen Modemarken angeboten werden.
Exklusives Upcycling Design-Shoppen
„Droog“ ist eine kleine Institution für Design in Amsterdam und versteht sich als konzeptuelles Designunternehmen, das mit seinem Design einen Beitrag für die Gesellschaft leisten möchte. Der Droog Shop zeigt eine schön kuratierte Auswahl an Designprodukten und Unikaten. Viele niederländische Designer sind hier vertreten, unter anderem mit Upcycling-Lampen, Designer-Vasen oder auch Möbeln, hergestellt aus alten T-Shirts. „Droog“ heißt auf Niederländisch „trocken“ – die Preise bei Droog lassen einen zum Teil tatsächlich auf dem Trockenen sitzen.
„Eco“ oder „Tiny“ – nachhaltiges Übernachten in Amsterdam
Natürlich kann auch die Übernachtung nachhaltig sein! In Amsterdam gibt es zum Beispiel das Hotel Ecomama, wo sich in vielen Details zeigt, wie Nachhaltigkeit und Design im Hotel zusammenfließen können. Hier gibt es Cradle-to-Cradle Möbel, Heizung mit Naturstein, Fair Trade-Materialien, ein ökologisches Wassersystem und ein kreislauffähiges Recyclingsystem. Für Digitale Nomaden gibt es in Amsterdam auch das Zoku, das Unterkünfte und Co-Working-Spaces anbietet und wo die Zimmer so smart und tiny wie möglich entwickelt sind: Wer geschlafen hat, klappt das Bett weg und das Büro auf – oder so ungefähr. Das Zoku vermittelt zwar nicht ausschließlich ökologische Ansprüche, aber das ganze Design-Konzept ist darauf ausgerichtet, auf möglichst wenig Platz möglichst viele Menschen zu beherbergen und damit ist es ein Pionier für zukünftige Lebens- und Arbeitsweisen in der Großstadt.
Nach Amsterdam fliegen? Wir bleiben am Boden! Mit der Bahn gelangt man bequem und in vielen Fällen per Direktverbindung nach Amsterdam: zum Beispiel von Köln aus in etwa 2:45 Stunden. Viel schöner und besser für die Umwelt!
Bilder (c) Franciscus Prins