65 und kein bisschen weise

Eigentlich wollte ich mich mit dem Thema ja nicht beschäftigen. Aber irgendwie kommt man an der Lehrerin aus Berlin nicht vorbei, die sich gerade anschickt, im Alter von 65 Jahren noch einmal Mutter zu werden. Ja, ja, Sie haben richtig gelesen: 65 Jahre - und kein bisschen weise, möchte man anfügen. Denn was hat sich die alte Frau, die immerhin schon 13 Kinder und sogar Enkelkinder hat, bloß dabei gedacht, als sie zur künstlichen Befruchtung in die Ukraine gereist ist und nun mit allen vier eingepflanzten Fremdeizellen schwanger ist. "Es ist absolut unverantwortlich und medizinisch nicht nachvollziehbar", sagt zum Beispiel Professor Joseph Neulen von der Universitätsklinik Aachen. "Diese Frau muss sehr geltungssüchtig und egoistisch sein", mutmaßt die Psychologin und Psychiaterin Isabella Heuser vor dem Hintergrund, dass Annegret R. einen Vertrag mit RTL abgeschlossen hat, der dem Sender das Exklusivrecht an dieser Schwangerschaftsgeschichte einräumt. Was soll ich sagen? Da staunt der Fachmann und der Laie wundert sich. Am schlimmsten finde ich, dass die vier Kinder, so sie denn überhaupt das Licht der Welt erblicken, ziemlich sicher ohne Eltern erwachsen werden müssen. Denn im Gegensatz zu der Frau hat sich die Natur etwas dabei gedacht, dass beim weiblichen Geschlecht auf natürliche Weise die Menopause irgendwann einsetzt. Und nur um den Gleichstellungsfanatikern gleich den Wind aus den Segeln zu nehmen: Ich halte alte Väter gleichermaßen für unverantwortlich und egoistisch. Von den Ärzten, die die künstliche Befruchtung vorgenommen haben, will ich erst gar nicht reden.

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