64. Meine Anthologie: Villons berühmtester Vierzeiler

XIII. [Quatrain]
Le Quatrain que feist Villon quand il fut jugé à mourir

Je suis Francoys, dont il me poise,
Ne de Paris empres Pontoise,
Et de la corde d’une toise
Scaura mon col que mon cul poise.

Vermutlich November 1462

François (sein Vorname) und Français (Franzose) wurden zu seiner Zeit gleich ausgesprochen, so daß der Anfang doppeldeutig ist: Ich bin François und Ich bin Franzose…

Ich bin Franzose, was mich bitter kränkt,
geboren in Paris, das bei Pontoise liegt,
an einen klafterlangen Strick gehenkt,
und spür am Hals, wie schwer mein Hintern wiegt.

Deutsch von K.L. Ammer, in: Die sehr respektlosen Lieder des François Villon. Leipzig: Reclam 1968, S. 21

Vierzeiler, den Villon nach der Verkündung seines Todesurteils schrieb 

Ich bin Franzose, was mir gar nicht passt,
geboren zu Paris, das jetzt tief unten liegt;
ich hänge nämlich meterlang an einem Ulmenast
und spür am Hals, wie schwer mein Arsch hier wiegt.

Deutsch von Paul Zech, in: Die lasterhaften Balladen und Lieder des François Villon. München: dtv 1986, S. 105

Vierzeiler
den Villon verfaßte, als er zum Tode verurteilt worden war

Ich bin Franzose, nicht zum Glücke,
Und aus Paris nach dem Geschicke.
Es fühlt am klafterlangen Stricke,
Wie schwer mein Hintern, mein Genicke.

Deutsch von Martin Löpelmann, in: François Villon: Dichtungen. München: Callwey, o.J. [1937], S. 199

Grabschrift

Ich bin Franzose und empfinde das als Last.
Geboren in Paris, das dicht bei Pontoise liegt.
Bald wird mein Hals, von einer Schlinge sanft umfaßt,
Belehrt, wie schwer mein Hintern wiegt.

Deutsch von Ernst Stimmel, in: François Villon: Balladen. Mit Federzeichnungen von A. Paul Weber. Hamburg: Hauswedell & Co., o.J. [1939], S. 52

Vierzeiler

Franzose bin ich – nicht zum Spaße! -,
Stamm aus Paris, nah bei Pontoise,
Werd ich am Galgen hochgezogen,
Weiß ich, wie schwer mein Arsch gewogen.

Deutsch von Martin Remané, in: Die Lebensbeichte des François Villon. Berlin: Rütten & Loening 1964, S. 328

XIII. Als Villon fürchtete, gehängt zu werden

Franz, bin ich, gram drum dem Geschicke,
Geboren in Paris, nah bei Oisebrücke,
Und wissen wird, am ellenlangen Stricke,
Wie schwer mein Hintern wiegt, bald mein Genicke. 

Deutsch von Walther Küchler, in: François Villon. Sämtliche Dichtungen. Französisch und Deutsch. Heidelberg: Lambert Schneider, 1956, S. 251

Vierzeiler

Der Franz-os ich, ein Mißgeschick,
bin aus Paris bei Oisebrück,
bald merkt mein Hals am langen Strick:
mein Hintern bricht mir das Genick.

Deutsch von Carl Fischer, in: François Villon: Sämtliche Werke. Zweisprachige Ausgabe. München: dtv, 2. revidierte Auflage, 2002, S. 231

AMID too much courtly verse-turning of the 14th-16th centuries, the unattainable dames, later the sportive nymphs and shepherds, one voice speaks to the modern ear like clanging metal amid tinsel:

Surname? Villon, just my luck. 
Born? In Paris, near Pontoise.
You wonder what my backside weighs?
Ask my neck when they string me up.

(The Economist 23.12. 1999 http://www.economist.com/node/347514?Story_ID=347514)

Quatrain

Francis I am, which weighs me down
born in Paris near Pontoise town
and with a stretch of rope my pate
wil learn for once my arse’s weight.

FRANCOIS VILLON – SELECTED POEMS
TRANSLATED BY PETER DALE – PENGUIN POETRY



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