55. Loerkes Kunst der Selbstbehauptung

Von diesem Dichter kann man die Kunst der Selbstbehauptung lernen. Oskar Loerke (1884 – 1941), der lyrische Solitär aus Westpreußen, hat den ästhetischen wie politischen Ernstfall erlebt, als der nationalsozialistische Machtstaat nach dem Januar 1933 alle Institutionen des freien Denkens zerschlagen wollte. Seine Biografie ist ein respektgebietendes Beispiel für eine Poetik des subtilen Widerstands unter den Bedingungen der Diktatur. Die Literaturgeschichte hat Loerke zum braven Naturlyriker verkleinern wollen, der sich wie viele Autoren der „Inneren Emigration“ zu einer Ergebenheitsadresse an die Nazis hat hinreißen lassen.

Zwar kann man Loerke eine Unterwerfungsgeste anlasten, als er nach seiner Entlassung als Sekretär der Preußischen Akademie der Künste im April 1933 ein „Gelöbnis treuer Gefolgschaft“ an Adolf Hitler unterzeichnete. Aber diese Unterschrift leistete er auf Druck seines Verlegers Samuel Fischer, der seinen Verlag in seiner Existenz bedroht sah und durch das Treugelöbnis an den „Herrn Reichskanzler“ sein Lebenswerk vor dem Untergang retten wollte. Das erzwungene Gelöbnis hat Loerke, der als Lektor im S. Fischer Verlag arbeitete, in der Folge schwer belastet, hat aber nie seinen Willen zum Widerstand gebrochen. Sein Gedichtband „Der Silberdistelwald“ erschien 1934, ein glänzendes Beispiel für den Versuch, ästhetische Autonomie gegen die Politik der Gleichschaltung zu behaupten. Dieser Versuch Loerkes, die künstlerische Freiheit gegen die Diktatur zu verteidigen, ist bislang kaum gewürdigt worden. Nun hat der nimmermüde Freiburger Literaturentdecker Uwe Pörksen gemeinsam mit dem Karlsruher Literaturwissenschaftler Wolfgang Menzel und der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung einen kühnen Versuch zur Wiederaneignung dieses großen dichterischen Werks initiiert. In einer zweibändigen Ausgabe im Wallstein Verlag haben Pörksen und Menzel „Sämtliche Gedichte“ Oskar Loerkes gesammelt und mit kundigen Anmerkungen versehen. / Michael Braun, Badische Zeitung 12.2.

Oskar Loerke. Sämtliche Gedichte. Herausgegeben von Uwe Pörksen und Wolfgang Menzel. Mit einem Essay von Lutz Seiler. Zwei Bände. Wallstein Verlag, Göttingen 2010. 1076 Seiten, 45 Euro.



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