Mit seiner Anthologie „100 Jahre Lyrik! Deutsche Gedichte aus zehn Jahrzehnten“, die 1992 im Haffmans-Verlag erschienen war, sorgte Axel Marquardt seinerzeit unter Lyrikkennern für einiges Aufsehen und gelegentliches Kopfschütteln. Stein des Anstoßes war vor allem sein Verdikt, daß Autoren, deren Namen in diesem Sammelband nicht auftauchen, „schlechte“ Autoren seien. In der umfangreichen Sammlung, die – zeitlich rückwärts strukturiert - Gedichte von Oskar Pastior bis zu Frank Wedekind enthält, zeigt Herausgeber Marquardt unter anderem Ingeborg Bachmann, Karl Krolow, Christian Morgenstern, Stefan George und Rainer Maria Rilke die kalte Schulter. Alles „schlechte“ Autoren?
Danach wurde es zunehmend still um Axel Marquardt, der im Fahrwasser Robert Gernhardts selbst Gedichte der humorvollen Art veröffentlicht hat („Standbein Spielbein“) und Mitbegründer des Münsteraner Lyriktreffens war. Wie einem kurzen Nachruf bei Zweitausendeins.de zu entnehmen ist, starb der 1943 in Insterburg (Ostpreußen) geborene Schriftsteller und Herausgeber bereits am 31. August 2011. Ansonsten scheint er weitgehend vergessen zu sein. Nach anderen Nachrufen sucht man jedenfalls vergeblich.
Axel Kutsch