„Von Tschwirik und Tschwirka“ ist ein besonderer Gedichtband. In erster Linie handelt es sich um eine Eigenübersetzung der Dichterin und Schriftstellerin Olga Martynova – der diesjährigen Ingeborg-Bachmann-Preisträgerin –, die sie als Gemeinschaftswerk zusammen mit Elke Erb, ebenfalls Schriftstellerin und verdiente Übersetzerin aus dem Russischen, vorgelegt hat. Zweitens vereint dieser Band zwei Gedichtbände, die 2007 und 2010 in Moskau in der Originalausgabe erschienen. (…)
Gedichte, und diese Gedichte insbesondere, wollen gesprochen werden. Sie haben einen Resonanzkörper, der mit einer Stimme zum Klingen gebracht werden soll. Eine wiederholte Lektüre wird nicht nur den Text beleben, sondern einen meditativen Zustand des Lesenden herbeiführen und es ihm so ermöglichen, sich auf die Inhalte dieser Gedichte voll einzulassen. Zugegeben, es ist eine anspruchsvolle und aufwendige Lektüre. Manche Gedichte magnetisieren uns, lassen uns nicht aus ihrem Bann. Die Frage, wer denn Tschwirik und Tschwirka sind, bleibt offen. Ihre vogelartige Erscheinung und ihr menschenähnliches Wesen sind in vielen Kulturen anzutreffen: ob im babylonischen Gilgamesch oder beim hinduistischen Glücksgott Ganesha. Wie mit einem Zauberstab lässt Olga Martynova sie beide in der Figur des Balletttänzers Marius Petipa durchschimmern. Wie in einem Ballettflug gleiten die Buchstaben vorüber, einer Choreographie der Alliterationen, Vokaldehnungen, Abzählreime oder der Logik des Absurden gehorchend: „Die nassen Frösche im Frühling, die dünnen Wurzeln im Winter.“, „bach ach dach knach / omen ofen oder opel /wotan wonne monat mai.“ / Natalia Shchyhlevska, literaturkritik.de
Olga Martynova: Von Tschwirik und Tschwirka. Gedichte.
Übersetzt aus dem Russischen von Elke Erb und Olga Martynova.
Literaturverlag Droschl, Graz 2012.
96 Seiten, 16,00 EUR.
ISBN-13: 9783854208310