50 Millionen Tote? Coronavirus und Rechte Rede

Nach meiner Berechnung würden 50 Millionen Menschen weltweit an COVID-19 sterben. Ich könnte, wegen einer chronischen Vorerkrankung, dazugehören.
Dass nun auch ich noch meinen Senf zum Thema "Coronavirus" abgebe, ist wohl so überflüssig wie ein Kropf. Und dass ich rechte Rede vor allem als die Fähigkeit verstehe, klar zu sagen, was ist, nicht lange um den heißen Brei herumzureden und eben auch unbequeme Wahrheiten auszusprechen - dafür steht bekanntermaßen dieser Blog. Also erstmal genug der Plattitüden (dieses Wort musste ich gerade zwei Mal korrigieren). 
In den vergangenen Wochen habe ich etlichen Virologen zugehört, vor allem deutschen. Ich will ihre Namen jetzt gar nicht mehr im Einzelnen recherchieren, ich weiß nur, dass ich mich in eine Professorin vom Robert-Koch-Institut verlieben könnte und sofort sexuelle Fantasien hatte, als sie bei Markus Lanz saß. Einige dieser Experten haben sich im Lauf dieser Wochen bereits korrigiert oder ihre Einstellung verändert, oder sie werden es womöglich noch tun. Gestern z. B. schien mal eine beim Lanz Tacheles zu reden und gab zu bedenken, dass von den 28.000 Intensiv-Betreuungsplätzen in Deutschland eigentlich nur 5.000 frei wären, aber bis Mai mit 1 Million infizierter Deutscher zu rechnen wäre. Dann aber geriet sie ins Drucksen, als sie die von ihr zugrunde gelegte Todesrate von 0,5 Prozent in eine genaue Anzahl Toter übertragen sollte. Diese Zahl wurde nicht mehr ausgesprochen. Es sind 5.000. Sie hat auch nicht weitergerechnet für uns, denn es werden wie bei der Spanischen Grippe drei Wellen erwartet innerhalb der nächsten gut zwölf Monate, bis frühestens ein Impfstoff da ist - oder, wie es ein anderer Experte sagte, 60-70 % der Bevölkerung infiziert sein müssen, ehe das Ganze dann wieder rückläufig wird. Nun nehmen wir also mal an, bei knapp 8 Milliarden Menschen auf der Welt würden 65 % infiziert, das sind etwa 5 Milliarden, und davon stürben, wenn wir eine Zahl zwischen der obigen vorsichtigen Schätzung und der WHO-Berechnung ansetzen, 1 % (schon allein, weil sie nicht alle künstlich beatmet werden können) - dann sind wir also bei 50 Millionen. 
Ich gehöre nicht zu denen, die bei Rinderwahn, MERS, SARS, Schweinepest etc. sich einen großen Kopp machten. Aber diesmal fällt mir doch auf, wie die Experten rumlavieren, und wenn man auch zu Zeiten der Spanischen Grippe, die etwa genauso viele Menschenleben vor hundert Jahren kostete, noch nicht mal wusste, was ein Virus ist, so haben wir doch nun viel mehr Menschen auf der Erde, und die sagen z. B. das: "Ja, wir Virologen haben da schon immer ..." und dann, dass er sich in der Bahn eine Brille aufsetzt, damit auch seine Augen geschützt sind. Das ist seltsam, wenn es keine Taucherbrille war, und das hätte ich dann doch gern gesehen. Denn jede andere schützt natürlich genauso unvollständig wie die einfachen Gesichtsmasken, die nicht dicht genug abschließen (und außerdem zu grobmaschig sind für das kleine Virus). Tja, dann dürften diese Masken also doch wenigstens ein bisschen was bringen, denkt sich da der Bürger, vor allem, weil wir uns ja ständig ins Gesicht greifen (hierzu gibt es den Tipp, sich mit stark parfümierter Seife die Hände zu waschen, um sich das bewusst zu machen, vielleicht hilft aber ein Fingerbad in Knoblauchsoße mehr?). Und haben wir nicht auch beim Lanz gehört, dass das Virus eine langsame Fallgeschwindigkeit hat, also eine Weile in der Luft verbleibt? Also was, wenn ein Infizierter vor sich hin niest, und ein anderer kommt erst kurz danach um die Ecke, ist aber 30 Zentimeter kleiner: Was nutzt es ihm da, dass er zuvor noch ein paar Meter Abstand zum Infizierten hatte?
Bei all diesen Widersprüchen wird klar, dass wir nun von etwas bloßgestellt werden, was die meisten bisher nicht mal als Lebewesen ansehen wollten: einem Virus. Gerade las ich aber ein Interview mit einer rührigen Expertin in der WELT. Sie plädiert für ein friedliches Miteinander mit Viren, eine andere Sicht auf sie, denn sie meint, dass nicht nur 50 % unserer DNA, sondern womöglich gar 80 % von Viren stammen, dass wir sie genau wie Bakterien im rechten Zusammenspiel brauchen und es uns ohne sie gar nicht gäbe. 
Von diesen Gedanken ist es nicht weit zu dem weniger originellen, dass dieses Virus offenbar keine Unterschiede macht (heute früh wurde vermeldet, es hätte auch Tom Hanks erwischt ...). Was könnte das für die Menschheit bedeuten? Werden wir uns jeweils gegenüber den anderen abschotten, Körperkontakte meiden und voller Misstrauen vor die Tür gehen? Oder werden die kommenden Monate und Jahre zu einem stark veränderten Bewusstsein der Zusammengehörigkeit führen, dass uns Probleme (wie den Klimawandel) ebenso effektiv gemeinsam angehen lässt, wie wir es jetzt bei der Eindämmung des Virus lernen? Wird vielleicht gar die Religion an Boden verlieren, weil das Virus uns zeigt, dass wirklich alles verblasst, sobald man daniedergestreckt ist und kein Beatmungsgerät mehr frei ist? Das Virus schert sich ja einen Dreck um unsere persönlichen Lebensentwürfe, um Gott und Zen. Kürzlich schrieb ich für einen Wettbewerb ein Gedicht, in dem ich es auf diese Pointe brachte: Wer eins sein will mit dem Universum (das kalt und luftleer ist), der will eigentlich Einssein mit dem Tod. 
Denjenigen, die schon immer meinten, ich solle mir mal öfter das Maul auswaschen, kann ich jedenfalls mitteilen, dass ich es wie die Japaner mache: Ich gurgle nun viel.

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