Vom “erdkern” ist in “nachtfahrt” die Rede, von “erdachse” in “hypnotische moderne”. Seilers Verse stehen nicht im Banne dieser Moderne, entwickeln aber deren Metaphern weiter. Literarische Assoziationen zu Mark Twain, Stefan George und Ezra Pound sind präsent. Vor allem aber nimmt der Lyriker sensibel Bezug auf Oskar Loerke, Johannes Bobrowski, Erich Arendt und Peter Huchel. Deren gestalterische Muster greift der seit 1997 als Leiter des Peter-Huchel-Hauses in Wilhelmshorst amtierende Lutz Seiler vielfältig und innovativ auf. Die der “naturmagischen Schule” zugeschriebene Zeichenhaftigkeit von Natur und das Auftreten sowohl archaischer als auch zeitkritischer lyrischer Figuren in historisch geprägten Landschaften strukturiert Seilers Poesie. Durch die Zwischenböden scheint mitunter der Mond, als hätte er sich geradewegs aus der Romantik in diese neuen Gedichte gestohlen. / Dorothea von Törne, Die Welt
im felderlatein.
Von Lutz Seiler. Suhrkamp, Berlin. 100 S., 14,90 Euro.