Æri Tobbi (im Buch auch so: Æri-Tobbi) ist ein isländischer Dichter des 17. Jahrhunderts. Es ist nicht leicht, außerhalb Islands etwas über ihn zu erfahren. Der isländische Wikipediaeintrag verzeichnet keine Versionen in anderen Sprachen. Der 22bändige Kindler kennt ihn ebensowenig wie das kleine Lexikon Nordeuropäischer Literatur aus dem DDR-Verlag Enzyklopädie. Aber in diesem Jahr erschien (oder erscheint?) ein Band „Isländische Lyrik“ als Insel Taschenbuch im Rahmen des Island-Schwerpunkts der Frankfurter Buchmesse. Bei einer Serie von Veranstaltungen im Netzwerk der Literaturhäuser, in die, wie man hört, das Greifswalder Koeppenhaus hineingerutscht ist, weil München abgewunken hat, wird den Besuchern am Ausgang ein Vorabexemplar überreicht, das so vorgestern in meinen Besitz kam. Danke, München!
Über die Veranstaltung werde ich noch berichten.
Hier eine erste Lesefrucht, die in meine Anthologie drängt. Leider leider (erste und bislang einzige Mäkelei) haben die Herausgeber und/oder Verleger nicht nur nicht daran gedacht, die Gedichte zweisprachig zu drucken, was vielleicht aus ökonomischem Kalkül verständlich ist, sondern nicht einmal eine einzige klitzekleine Probe der isländischen Originale wenigstens aufgenommen. (Die alten und neuen Gedichte auf der Lesung im Koeppenhaus wurden dagegen durchweg in beiden Sprachen vorgetragen und einige sogar gesungen, was wunderbar klang und Neugier weckte. Zum Beispiel auf Sigtryggur Magnason, der zusammen mit der Schauspielerin Svandís Dóra Einarsdóttir die Anthologie vorstellte, der Dichter ist leider nicht in der Anthologie enthalten, trug aber zu Beginn ein paar eigene Texte vor!).
Von Æri Tobbi enthält die Sammlung zwei kurze Texte:
Über den Dänen als solchen
Zipfel Zapfen und zappzarapp gut Axt mit Zähnen,
zerschrauben zerklauben ein Torso in Tränen,
loben darf nur der Deiwel die Dänen.
Über Katzen
Rumpel die Pumpel beißen und kratzen,
warum sind hier so viele Katzen?
Schmurgel die Gurgel ein Grün sich zu laben,
schlimm ists, ihrer viel auf dem Hof zu haben.
(Deutsch von Jón Bjarni Atlason und Alexander Sitzmann)
Über Katzen gibts natürlich verschiedene Ansichten, vielleicht auch über Dänen (man muß hierzu nur wissen, daß Dänemark jahrhundertelang über Island herrschte). Aber verflucht nochmal, so leichtfüßiges Wortspiel gibts bei uns nicht im 17. Jahrhundert! Da gibts viel Gutes und Spannendes und wie immer auch Langweiliges, es gibt Gewichtiges, Graziles und Gestelztes, aber sowas! Wie klingt das wohl auf Isländisch?
Google brachte mir bislang als einzige Spur den isländischen Wikieintrag:
Æri Tobbi er skáld frá 17. öld, fæddur árið 1600. Hann hét réttu nafni Þorbjörn Þórðarson. Um ævi hans og búsetu er fátt vitað, en hann virðist hafa dvalist mest sunnanlands og vestan og starfað að járnsmíðum. Talsvert hefur varðveist af undarlegum vísum og kviðlingum eftir hann. Hér er eitt dæmi.
Leider ist mein Isländisch nicht perfekt, aber es bedeutet ungefähr soviel:
Æri Tobbi ist ein Dichter (Skalde) des 17. Jahrhunderts, der um 1600 geboren wurde. Sein eigentlicher Name ist Þorbjörn Þórðarson. (…) Hier ist eine Probe.
Vambara þambara þeysingssprettir
því eru hér svona margir kettir,
agara gagara yndisgrænum,
illt er að hafa þá marga á bænum.
Vambara þambara? Agara gagara? Das klingt wie Wortspiel und ist es auch. Und „kettir“ in Zeile 2 heißt vermutlich Kater, „að hafa“ in der 4. bestimmt auf dem Hofe, „þá marga“ also so viele… Nehme ich die Wortspiele dazu, wird fast klar, das muß es sein, das Katzengedicht haben wir! (Vielleicht findet sich jemand, der das über die Dänen besorgen kann? Oder Wiki weiter übersetzen?)