36°C und es wird noch heißer...


Okay, hier ist das Motto eher 46°C und es wird noch heißer. Das ist wohl auch der Grund, warum ich schon wieder im Internet rumlümmel. Man kann einfach nichts machen. Ich beobachte einfach still meine Lebensprozesse und bin dankbar das mein Kreislauf funktioniert. Alles dank griechischem Wasser in der 1,5l Flasche für unglaubliche 0,23 €. Das ist wirklich ein Traum. Aber dafür kann man ja auch nicht aus dem Hahn trinken.
Heute ist ein großer Tag gewesen. Ich hatte meinen ersten Tag an der School of Modern Greek Language. Die findet man auch in der alten Philosophie und da haben sich heute morgen alle ERASMUS-Studenten getroffen. Ziemlich viele Nationen, aber auch recht viele Deutsche. Dennoch: Die Leute hier sind wirklich aus ganz Europa. In meinem Kurs finden sich Spanier, Franzosen, Polen, Türken und Estländer. Alle sind sehr nett und aufgeschlossen, nur viele können wirklich nicht gut Englisch. Gestern haben wir eine Gruppe Türken mit zum Hafen genommen. Da hat sich die Kommunikation schon als recht schwierig erwiesen. Ich konnte auch niemanden mit meinen Türkisch-Brocken beeindrucken, da die meisten Kurden waren. Man kann also froh sein, dass ich nicht verprügelt wurde.
Viele sind gestern erst in Thessaloníki angekommen. Jakob und ich haben uns als perfekte Fremdenführer erwiesen. Selber erst zwei Tage hier, aber so tun, als kennt man schon jeden und alles. Super Sache. Ich mach das vielleicht beruflich. Mal gucken.
Wir haben dank Eva natürlich einen entscheidenden Vorsprung. Dennoch habe ich noch kein griechisches Billig-Handy gefunden. Aber ich hab auch nicht wirklich gesucht, muss ich gestehen. Denn meine Mission for today war: Einen Ventilator kaufen. Kleines, lustiges Ventilator-Geschäft (Griechen haben für alles ein eigenes Geschäft. Es gibt auch ein Zahnarztbedarf-Geschäft in der Nähe. Super Sache.) anvisiert und Mann gerade vor der Mittagspause erwischt. Er konnte kaum Englisch, hat aber eingesehen, dass es hier um alles ging. Hat mir dann ein spitzen Angebot von 25 Euro gemacht. War vermutlich reine Abzocke, aber ich konnte mich nicht wehren. Die Not war zu groß. Hat er dann auch erkannt und mir das edle Teil frisch aus dem Schaufenster für 20 Euro in ne Plastiktüte geschmissen. Ihr könnt euch nicht vorstellen wie glücklich ich war.
Das Glück ist dann nur leider ganz schnell verpufft, als ich festgestellt habe, wie machtlos mein kleiner Freund der Ventilator gegen den griechischen Wettergott ist. Wenn man also nicht gerade seine Nase zwischen die rotierenden Blätter hält, spürt man im Grunde nichts. Okay, Wind halt. Aber wo keine Luft ist, kann sich auch keine Luft bewegen. Ich brauche also ein Sauerstoffzelt. Das könnte sich als schwierig herausstellen. Ich hoffe, dass mir der Ventilator wenigstens heute Nacht, dicht an meinem Kopf auf höchster Stufe, ein paar Stunden Schlaf beschert. Zu laut kann der gar nicht sein, die fahren hier alle die ganze Nacht Auto und Moped.
Aprospos. Lustig wars gestern, kurz nach 21 Uhr, Blick aus dem Fenster nach gegenüber. Da war doch tatsächlich noch ein Zahnarzt in Aktion. Und die Geschäfte schließen hier immer so zwischen 14 und 18 Uhr, um dann wieder von 18 bis 21 Uhr geöffnet zu haben. Ein feiner Lebensrhythmus.
An den habe ich mich aber noch gar nicht gewöhnt. Ich hab die halbe Nacht kein Auge zu getan. Dafür konnte ich heute morgen während des Language Courses umso besser schlafen. Fand ich prima, mein Lehrer aber nicht so: "Sandra, do you want to get some coffee?". Ich habe nett gewunken, aber meine Reputation ist dahin. Jetzt schon. Am ersten Tag. Später bin ich wieder unangenehm aufgefallen, als ich das "r" nicht rollen konnte. Ich habe in bunten Farben beschrieben, wie doll ich es versuchen würde (seit Jahren natürlich jeden Tag), aber mir wurde unmissverständlich klar gemacht, dass ich nie eine echte Griechin sein werde. Immer nur eine doofe deutsche Touristin, die das "r" nicht rollen kann. Vielleicht klopfe ich später bei den Polen drüben und lass mich unterrichten.
Wir haben dann auch ein super Buch bekommen. Nur so 311 Seiten. Für die nächsten 6 Wochen. Nicht das einem langweilig wird.
Auf dem Rückweg habe ich mich übrigends mit meinem Sprachlehrer ein wenig ausgesprochen. Er hatte doch großes Verständnis für meine Schlafprobleme. Ich glaube trotzdem nicht, dass er mir morgen ein Kissen mitbringt.
Die Internetverbindung hier ist ein Witz. Angeblich geht das alles nur über Kabel, aber ich habe gerade gar keins. Und es klappt trotzdem. Das sollte ich nicht so laut sagen, vielleicht ist das ja ne illegale Geschichte hier. Aber noch hat es keiner gemerkt. Es ist jedenfalls furchtbar langsam und Bilder hochladen ist ziemlich aussichtlos. Sind aber auch nicht so spannend.
Später gehts mit Eva und Jakob wieder runter in die Stadt. Wir wollten uns eigentlich mal auf eines dieser Party-Schiffe hier schmeißen. Da fährt man dann mit viel Blingbling und lauter Musik den Hafen entlang und gönnt sich ein gutes Bier. Klingt irgendwie verlockend.
Habt einen schönen Abend.

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