36. Steigenberger liest das Jahrbuch der Lyrik

(…)

Manche Rezension endet hier. Diese nicht. Diese hier möchte, wo andere Kritiken ganz und gar in ihren selbstreferenziellen Leseerlebnissen herumdümpeln oder geschmäcklerisch (!) und intuitiv (– –) und seitenweise (……..) definieren, dass dieses gefiele und jenes schon längst „durch“ sei, am Rande auch noch etwas Inhalt mit. Man lese und staune.

Und nun in die Vollen. Die Sammlung ist heterogen, das mögen wir (.), die Samm­lung ist brav nach Themen geordnet, das mögen wir auch, auf jeder Seite steht nur 1 Text, das mögen wir ganz besonders. Noch mal Klappentext:„Die Gedichte sind so geordnet, dass sie miteinander in Dialog treten, sich ins Wort fallen, einander thematisch oder formal umkreisen. Die Lust an der Erkenntnis hat ebenso Raum wie die Sprachlogik oder das Spielerische. Auch die poetologischen Nachbemerkungen zeigen an, wie unterschiedlich die Zugänge zum Gedicht sein können, was seine unvergleichlichen (:-/) Möglichkeiten und seine Gefährdungen (=o\) sind. Allen jedoch ist eines gemein: das Nachdenken darüber, was das denn ist, ein erkenntnisschweres oder alles riskierendes oder welthaltiges oder einfach nur ein gelungenes Gedicht.“  …

Da an dieser Stelle nur ein komisches (?!?) Gedicht geht, da vorher unverschämt gealbert worden ist, sollte hic et nunc zur Komik noch ein Satz kommen, ein Sätzchen: dass nämlich in diesem Band die Komik, auch wenn sie komisch ist, nicht allein Komik um der Komik willen ist, sprich Bespaßung zum Selbstzweck, die sich hübsch wie ein verschluckbares Schokoklein teil feinster Confiserie verkon­sumieren lässt. Denn jeder weiß doch, dass wahre Komik nur an der Oberfläche lachen macht, aber im Grunde sehr ernste Bereiche berührt. Die Wurzel habe tief(er) zu sitzen. Humor hat immer auch etwas Anarchisches, Demaskierendes, in aller „harmlosen“ Schalkhaftigkeit auch etwas Vernichtendes, unter Umständen Böses (^,^); durch Komik wird auch manches Tabu zugänglich; man kann drüber reden. Man lacht. Manchmal unter Schmerzen, aber man lacht. Und, pardon, Lyrik ist nichts zum Lachen. Und gleichzeitig ist sie irrsinnig anregend, erheiternd, witzig! Wobei sie – wenn sie gut ist – niemals lächerlich ist. Um die Katze aus dem Sack zu lassen: Es gibt kaum Gedichte in dieser Sammlung, bei denen man sich nicht an einer Stelle mindestens beim Schmunzeln ertappt, nicht aus Gründen der unfreiwilligen Komik, sondern aus Gründen, einer pfiffigen, gewieften, eleganten Idee aufgelaufen zu sein: da ist etwas, was einen in Bereiche entführt, oder nennen wir es: hin zu neuen Aspekten, Betrachtungswinkeln und anderen Perspektivchen, die man bisher so von selber noch nie gewonnen, oder sagen wir: erreicht hat und zu denen man sich kraft der eigenen Fantasie auch nie hinzudenken erkühnt hätte. Weil es so smart, so klasse ist – um es volksnah auszudrücken.  …

Nein, ach woher, gelangweilt hat man sich nicht. Der Band ist eine Auswahl, die mit Sicherheit auch ohne Namen funktionieren würde. Gewisse Stimmen der Poeten sind eigen, artig und unartig, unverkennbar, typisch, charakteristisch, Poetinnen nicht zu vergessen. Die beiden Herausgeber präsentieren durchaus neue Dichter mit neuen und bisher unerhörten Stimmen, Dichterinnen nicht zu vergessen. Und es ist auch nicht so, dass die bereits bekannten Stimmen mit ihren bereits bekannten Anliegen sich nur noch selbst reproduzieren würden; sozusagen zum karikaturhaften (:|) Abklatsch ihrer selbst geworden, immer dasselbe Gedicht schrieben.  / Armin Steigenberger, Poetenladen

Jahrbuch der Lyrik 
Hrsg. von Christoph Buchwald 
und Kathrin Schmidt 
DVA 2011 Weitere Beitrag zum Jahrbuch
Theo Breuer

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