Er gehört zu jenen wichtigen Dichtern des vergangenen Jahrhunderts, die schon zu Lebzeiten Ruhm, aber auch Vergessen erfuhren: Alfred Wolfenstein. Als im September 1945 eine Straße in seiner Geburtsstadt Halle nach ihm benannt wurde, war über den ein halbes Jahr zuvor verstorbenen Autor so gut wie nichts mehr bekannt. Denn zwölf Jahre NS-Regime hatten die Erinnerung an den jüdischen Erfolgsschriftsteller verdrängt. Während sein Werk inzwischen längst vollständig herausgegeben wurde, liegen viele Lebensabschnitte Wolfensteins nach wie vor im Dunkeln. …
Nachdem seine ebenfalls jüdische Lebensgefährtin Andrée Weil aufgegriffen und deportiert worden war, lebte Wolfenstein ganz allein. Er soll ein zweites Mal inhaftiert gewesen sein, in Scheunen und Ställen gehaust haben, doch nichts davon ist verbürgt. Im Februar 1944 tauchte Wolfenstein wieder im besetzten Paris auf. Dort lebte er unter dem Namen Albert Wörlin in ärmlichen Verhältnissen. Herzkrank wurde er in das Rothschild-Krankenhaus eingewiesen, wo er sich, depressiv und nervenschwach, am 22. Januar 1945 das Leben nahm. Der hallesche mdv-Verlag arbeitet derzeit an einem Lesebuch, das an Alfred Wolfenstein erinnern soll. / BERNHARD SPRING, Mitteldeutsche Zeitung 7.3.