32. Zhadan-Land

Die Handlung spielt Anfang der 90er-Jahre, als mit der Sowjetunion alle Gewissheiten zerfallen. Es gibt nur noch die unabhängige Ukraine mit all ihren Widersprüchen: „Mir passte dieses Land, in dem ich lebte, passte die Menge Scheiße, mit der es gefüllt war, und die mir in den kritischsten Momenten meines Daseins bis übers Knie reichte. Ich verstand, dass ich sehr gut auch in einem anderen, viel beschisseneren Land hätte geboren werden können, zum Beispiel mit rauerem Klima oder autoritärerer Staatsform, wo nicht einfach nur Kotzbrocken an der Macht waren, sondern verdammte Kotzbrocken.“ Die Fäkalsprache und der Jugendslang verstärken eine Schwermut, die mit der Leichtigkeit des Seins eine sonderbare Symbiose eingeht, wie sie typisch ist für die regel- und zügellose postsowjetische Ukraine. Das ist Zhadan-Land.

Der Dichter vermag dieses Lebensgefühl auch anders in Worte zu kleiden, lyrisch, etwa in dem Poem „Leben heißt sterben“. Dort heißt es: „Nach dem Tod trittst du einen halben Schritt zur Seite und siehst durch die Nähte der Luft, wie geheimnisvolle Filmvorführer einen großen Himmelsprojektor auf deinen Körper richten, damit die Seelen der Toten und die smaragdfarbenen Schatten der Käfer gegen sein Licht fliegen.“

Kritiker haben Zhadan für seine Gedichte früh als „Arthur Rimbaud der Ukraine“ gefeiert. / FR



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