30. „Die Wörter sind da!“

Im anschließenden Gespräch mit der Radiojournalistin Silke Behl wird deutlich, wie befreiend die Produktion dieser Gedichte für Herta Müller sein muss. Sie setzt das Gesicht einer schnurrenden Katze auf, als sie erzählt, wie sehr sie das Ausschneiden und die Mechanik des Hin- und Herschiebens auf dem Tisch genießt. Schneiderin wollte sie einmal werden, sagt sie. „Die Wörter sind da!“, ruft sie. Und dann: „Es läuft wie von selbst!“ Und wieder muss man lachen.

Und doch. Viele dieser Gedichte von Herta Müller sind nicht nur komisch. Immer wieder sind sie auch Vorläufer oder Nachläufer, wie sie sagt, ihrer großen Themen. Dann handeln sie manchmal eben auch von ihrer Verfolgung durch das Regime Ceauescus, bevor sie von Rumänien nach Deutschland kam – oder vom Suff des Vaters, der bei der Waffen-SS gewesen war.

Der Unterschied zu ihrer Prosa: Im Normalfall pflegt Herta Müller Misstrauen gegenüber der Sprache, die so leicht vor den Karren der Macht zu spannen ist. Sie müht sich, die faden Worte in andere Kontexte zu stellen, ihnen neues Leben einzuhauchen. In ihren Gedichtcollagen gelingt all das vergleichsweise unangestrengt. In Herta Müllers eigenen Worten: „Nicht selten kroch im Gebrauch aus dem dunklen Rock der kleinen Wörter eine blöde abgedrehte Laus mit einer Flöte heraus.“ / Susanne Messmer, taz



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