Es ist mal wieder so weit. Zu wenig Zeit (vergebt uns die derzeitige Stille auf dem Blog!) und zu wenig Mitgerissenheit (obwohl das bei einem der drei Romane nicht der Fall war) führen uns heute zu einem kleinen Schnelldurchlauf. Zwei der Bücher wurden zwar bereits am Ende des letzten Jahres gelesen, aber ich möchte euch meine Meinung dazu nicht vorenthalten...
Kate de Goldi kannte ich bereits durch Abends um 10 (meine Rezi dazu), welches mich allerdings nicht ganz so glücklich machen konnte, wie vorher gedacht. Leider sollte dieser Fall auch bei Die Anarchie der Buchstaben eintreffen. Ich fand die Idee der kleinen, außergewöhnlichen Perry ja nicht schlecht - stehe ich doch für gewöhnlich auf so besondere Protagonisten - aber genau wie bei ihrem ersten Roman schaffte Frau de Goldi es auch diesmal nicht, mich von ihrer Handlung und dem eher ausgefallenen Stil zu begeistern.
Schon seltsam, eigentlich bringt sie mithilfe ihrer Figuren, Gedanken und tiefgründigen Themen alles mit, was man braucht, um mir ein tolles, erinnerungswürdiges Buch zu bescheren, aber leider blieb es bisher immer bei diesem EIGENTLICH. Trotzdem, rein optisch ist das Buch ein Leckerbissen, es lässt sich schnell weglesen und die Überlegung hinter der Geschichte ist gut durchdacht.
Ich möchte dieses Buch gerne meinen Aufreger des Jahres 2014 nennen, denn ja, hauptsächlich hat es mich aufgeregt und verärgert. Dafür kann ich jedoch nicht dem Autoren die Schuld geben - schließlich hat er dem Verlag lediglich das Recht zugeschrieben, dieses "Werk" nach seinem Tod zu veröffentlichen - sondern muss meine Empörung an den Verlag richten, dem ich an dieser Stelle fast schon Geldmacherei vorwerfen mag.
Wenn ich mit dem Gedanken an ein Buch herangehe, dass es sich bei diesem Roman um ein unvollendetes Werk, oder ein Fragment handelt, dann gehe ich davon aus, dass es bis zu einem gewissen Punkt einem "normalen", logischen Handlungsstrang folgt und dann plötzlich abbricht. Bei Bilder deiner großen Liebe ist es allerdings so, dass Herrndorf mehrere zusammenhangslose Kapitel geschrieben hat, die sich nur in ihrer Protagonistin gleichen, sonst aber kaum aneinander gesetzt werden können. Sie ergeben keinen Sinn, widersprechen sich immer wieder und bereiteten mir somit auch an keiner Stelle wirkliches Lesevergnügen. Im Nachwort wird man dann endlich aufgeklärt, aber ehrlich gesagt, hätte ich mir dies bereits im Vorwort gewünscht, denn dann hätte ich die Finger von diesem Buch gelassen. Auch wenn ihr Tschick vielleicht mochtet - und glaubt mir, das habe ich getan - glaubt bloß nicht, dass man diese beiden Bücher irgendwie vergleichen könnte, auch wenn sie eigentlich eine Verbindung haben.
Es ist grässlich in einer Leseflaute zu stecken, doch umso schöner ist dann das Gefühl, wenn man das richtige Buch gefunden hat, welches einen aus dieser misslichen Lage befreien kann. Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins begeisterte mich mit seiner Ehrlichkeit, seinen Gefühlen und der poetischen Sprache. Mal liest es sich wie ein philosophisches Sachbuch, mal wie ein gewöhnlicher Roman; und genau diese Mischung hatte es mir von Anfang an angetan.
Vier Seelen sind es, die wir verfolgen. Vier Seelen gefangen zwischen der Liebe, dem Leben und der Politik. Sie gewinnen, sie verlieren und sie erzählen uns durch ihre Gefühle und Gedanken, wieso sie sich in den verschiedensten Situationen nur so, und nicht anders verhalten konnten. Immer wieder werden ihre Geschichten durch Erklärungen des Autoren unterbrochen, die man am liebsten reihenweise markieren will. Wer also etwas Tiefgründiges lesen möchte, und sich von russischer Politik nicht abschrecken lässt (manchmal war mir diese nämlich etwas zu stark vertreten), der möge diesem Roman doch einen zweiten Blick widmen.
"Die Einzigartigkeit des menschlichen Ich liegt gerade in dem verborgen, was an ihm unvorstellbar ist. Vorstellen können wir uns nur, was an allen Menschen gleich, was allgemein ist. Das Individuelle des Ich ist das, was es vom Allgemeinen unterscheidet, was sich also nicht von vornherein abschätzen und berechnen lässt, was man am anderen erst enthüllen, entdecken und erobern muss."