28. Mai 2019 – Kanha-Nationalpark

10. Tag

Mit dem Auto trafen wir um 12.45 Uhr im 228 km entfernten Kanha Village Eco Resort ein. Mit dem Besitzer Navneet hatte ich schon von Deutschland aus intensiveren Kontakt per Mail und WhatsApp gehabt und wir hatten gegenseitig unsere Fotos auf Instagram begutachtet und für gut befunden. So war er extra aus dem 165 km entfernten Jabalpur herkommen, wo er mit seiner Familie wohnte, weil er sich gerne mit anderen Naturfotografen austauschte. Zudem hatte er mit Dinesh den seiner Meinung nach besten Guide des Parks engagiert, der uns auf allen fünf Safaris begleiten würde. Der 34-jährige Dinesh arbeitete schon seit 16 Jahren in Kanha und war entsprechend erfahren. Unser Fahrer war für die drei Tage Digambar. Navneet erklärte, er habe seinen Guides und Fahrern zudem seine alte Canon-DSLR mit 300 mm-Objektiv in die Hand gegeben, damit sie damit experimentieren konnten und selbst ein Gefühl für gute Fotos bekamen.

Das Mittagessen wurde im Restaurant des Resorts serviert. Dieses war eine Art großes Zelt mit luftig geflochtenen Matten an den Seiten, die von oben durch einen Schlauch mit kleinen Löchern mit Wasser berieselt wurden. Dieses System der adiabatischen Kühlung durch Verdunstungskälte war schon bei den alten Palästen in Rajasthan zum Einsatz gekommen und funktionierte sehr gut. Navneet erzählte, dass die Tiger nur deshalb bis heute überlebt hätten, weil nach dem traditionellen Glauben die „Mutter Erde“ gerne in Gestalt einer Tigerin erscheine und die Tiere deshalb früher nicht angetastet wurden.

Ein Sinneswandel sei dann mit den Kolonialherren eingetreten. Weil viele Inder aus Angst vor den Tigern zum Beispiel nicht zum Holzfällen in den Wald wollten, hätten die Briten hohe Abschussprämien eingeführt und dann hätte sich die Zahl der Raubkatzen sehr schnell sehr stark dezimiert. Ein Wendepunkt sei erst das „Project Tiger“ gewesen, das Premierministerin Indira Ghandi im April 1973 gestartet hatte. Heute sei Indien daher wieder das Land mit den weltweit meisten frei lebenden Tigern.

Als wir um 16.20 Uhr zur ersten Safari in die Kernzone Sarhi starteten, kam auch Navneet selbst mit. Dinesh, unser Guide, hatte ein Buch mit Kurzporträts der bekanntesten Tiger des Parks dabei und Navneet eine Kühltasche mit Wasserflaschen und seine Canon 7D mit 600 mm Sigma-Zoomobjektiv. Eigentlich wollten wir zwei Tigermännchen suchen, die gern über die Pisten laufen und so ideal für Portraits sind. Stattdessen blieben wir aber bald an einem Hang mit mehreren Höhlen stehen, denn in einer davon lag Tigerin Sandukkhol (T66). Dinesh hatte durch das Gebüsch hindurch im dunklen Höhleneingang ein Stück Fell und später eine entspannt nach oben gereckte Tatze entdeckt. Er meinte ab 17.30 Uhr könne das Tier vielleicht zur Wasserstelle auf der anderen Seite der Piste gehen und schlug vor zu warten. Wir vertrieben uns dann die Zeit damit einen Trupp Hanuman-Languren zu beobachten, deren Nachwuchs durch die umliegenden Bäume tollte und seine Kletter- und Springkünste zeigte.

Als wir schließlich weiter fuhren, sahen wir einige Wildschweine und ein paar farbenprächtige indische Bankiva-Hähne (Red Junglefowl), die wilde Urform des Haushuhns. „We call it the mouthwatering bird“, sagte Navneet. Dann kamen wir an den verblichenen Knochen eines Gaurs vorbei, des größten Wildrinds der Welt, von dem wir später auch eine ganze Reihe lebender Exemplare sahen. Die Überreste hatte Tiger „Munna“ (T17) zurückgelassen, ein kräftiges 2002 geborenes Männchen im biblischen Alter von 17 Jahren, auch bekannt als „Legende von Kanha“.

Zudem konnten wir einige der letzten wilden Hochlandbarasinghas beobachten. Auf der Rückfahrt zum Resort nahmen wir später eine Nebenstrecke, weil Navneet dort schon häufiger Leoparden gesehen hatte. Diese würden meist am Rand der Nationalparks oder im Umland leben, um der direkten Konkurrenz durch die größeren und kräftigeren Tiger auszuweichen. Heute bekamen wir aber keine Leoparden zu Gesicht.

28. Mai 2019 – Kanha-NationalparkHanuman-Languren sind auf nahezu jeder Jungle Safari anzutreffen, so auch hier in der Kernzone Sarhi des Kanha-Nationalparks.

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