26. „Erschreckende Professionalität“

Die Autoren-Jury, bestehend aus Felicitas Hoppe, Kathrin Schmidt und Tilmann Rammstedt, habe sich ganz bewusst für Werke entschieden, die nicht mit erschreckender Professionalität gemacht sind, um in den Rahmen allgemeiner Gefälligkeit zu passen, betonte Hoppe. Angesichts eines handwerklich starken Jahrgangs, der sich perfekt zu präsentieren wusste, warnte sie die Nachwuchs-Autoren davor, zu sehr für Wettbewerbe zu schreiben und auf Vermarktungschancen zu schielen.

„Das Formbewusstsein, das ist uns aufgefallen, das ist sehr groß. Die Perfektion in der Textperformance ist ganz erstaunlich. Und manchmal hätten wir uns gewünscht: Brechen Sie da ruhig mal aus!“

(…)

Tatsächlich wirkte der „Open Mike“ der Literaturwerkstatt Berlin in diesem Jahr wie eine gut geölte Maschinerie. Handwerklich erstaunlich reife Texte, die meist um schwergewichtige Themen kreisten: Betrachtungen eines einsamen Ichs, Krankheit und Tod der Eltern, traumatisierte Familien. Viel Innerlichkeit, wenig Politisches. (…)

Weil in früheren Jahren die Lyrik oft zu kurz kam, gibt es beim „Open Mike“ nun eine eigene Auszeichnung für die jungen Dichter. Sie ging diesmal an den schüchternen Blondschopf Sebastian Unger. Der Lyriker hat wie rund ein Drittel der Finalisten am Deutschen Literaturinstitut Leipzig studiert. In seiner von Borges inspirierten Metaphorik verwischt er die Grenzen zwischen Tier und Pflanze.

Im Publikum drängten sich Lektoren, Literaturagenten und Talent-Scouts zu Dutzenden. Diejenigen, die ohne Preis nach Hause gehen mussten, können sich daher trotzdem zu den Gewinnern zählen. Im 19. Jahr seines Bestehens reicht oft schon die Teilnahme am „Open Mike“, um eine literarische Karriere zu beflügeln. / Vanja Budde, DLR



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