Als Guru Padmasambhava nach Tibet kam, versammelte er im Laufe der Jahre 25 Herzensschüler (tib., rje ‚bangs nyer lnga), denen er die wichtigsten Lehren übertrug. Eine Liste dieser Schüler findet sich im Lama Gongdü. Gewöhnlich werden der Dharma-König Thrisong De’u-Tsän und 24 oder 25 Schüler aufgezählt. Wie aus der tibetischen Bezeichnung „rje“ ersichtlich ist, ist damit der König gemeint und das „‚bangs“ bezeichnet 25 Untertanen.
Als Herzensschüler werden im Vajrayana jene Schüler bezeichnet, die ein spezielles Verhältnis zum Lehrer haben. Im Rahmen dieser Darstellung gibt es über einige wenige Schüler ausführlichere Informationen, von anderen ist weniger bekannt. Doch stellen sie in Tibet die Basis für die Überlieferung des Vajrayana dar. Guru Padmasambhava übertrug allen diesen 25 Schüler bestimmte Lehren, auch mit der Prophezeiung verbunden, in zukünftigen Zeiten wieder in Erscheinung zu treten und diese Lehren zum gegebenen Zeitpunkt zu offenbaren und zu verbreiten. Daher gehen viele Tulkus (tib., sprul sku) – Nirmanakaya-Erscheinungen bestimmter Lehrer – auf diese 25 Schüler zurück.
In den Schilderungen der Lebensgeschichten der verschiedenen Förderer und Schüler sieht man deutlich, welche Bedingungen für die erfolgreiche Verbreitung des Buddhadharma zusammentreffen müssen. Die drei Dharma-Könige Tibets – Songtsän Gampo, Thrisong De’u-Tsän und Tri Ralpachen – waren unerlässlich für die institutionelle Sicherheit und auch Finanzierung bei der Etablierung der Lehren. Großartige Lehrer und tantrische Meister wie Shantarakshita, Padmasambhava oder Vimalamitra lehrten Sutrayana, Vajrayana und Dzogchen. Übersetzer wie Vairocana u.a. waren für die korrekten Übersetzungen verantwortlich. Und hingebungsvolle Schüler wie die 25 Herzensschüler wurden zu Halter der Lehren, sodass nachfolgende Generationen bis heute davon profitieren.
Dharma-König Thrisong De’u-Tsän
Der Dharma-König Thrisong De’u-Tsän (tib., khri srong de’u btsan) gilt bis heute als der bedeutendste Herrscher Tibets. Obwohl bereits vor ihm die Lehren des Buddha nach Tibet gelangten, so war doch er es, der durch seine Einladung die großen Gelehrten Shantarakshita, Vimalamitra, Jinamitra und Danashila, sowie den tantrischen Meister Padmasambhava nach Tibet brachte. Unter seiner Herrschaft verbreitete sich der Buddhadharma in ganz Tibet und wurde zur Hauptreligion. Er förderte unzählige Gelehrte und Übersetzer dabei, die Schriften von Indien nach Tibet zu bringen und errichtete Zentren der Lehre und Praxis. Man sagt, dass 108 indische Gelehrte zusammen mit tibetischen Übersetzern tätig waren, die buddhistischen Schriften korrekt zu übersetzen.
Thrisong De’u-Tsän wird als eine Emanation von Manjushri, den Bodhisattva der Buddha-Weisheit, angesehen. Als seine späteren Inkarnationen gelten Nyang Ral Nyima Özer, Guru Chowang, Jigme Lingpa und Jamyang Khyentse Wangpo.
Dänma Tsemang
Ein wichtiger tibetischer Übersetzer des Tripitaka war Dänma Tsemang (tib., ldan ma tse mang), der im Dän-Tal in Kham geboren wurde. Außerdem war er Sekretär und Schreiber für den König Thrisong De’u-Tsän und Padmasambhava, da er besonders schnell schreiben konnte. Von Guru Padmasambhava empfing er viele Vajrayana-Übertragungen, durch die er Verwirklichung und ein ausgezeichnetes Erinnerungsvermögen erlangte. Man sagt, dass er ein wichtiger Schriftführer bei vielen Schatztexten war, einschließlich der „Versammlung der Siegreichen“ (Kagye). Auch wurde er der hauptsächliche Empfänger der Meditationsanweisungen der zornvollen Mantra-Gottheit.
Zu seinen nachfolgenden Inkarnationen gehören die Situpas.
Nanam Dorje Dudjom
Einer von König Thrisong De’u-Tsäns Ministern, Dorje Dudjom von Nanam (tib., sna nam pa rdo rje bdud ‚joms), wurde nach Nepal geschickt, um Guru Padmasambhava nach Tibet einzuladen. Und so wurde er dann auch einer der 25 Herzensschüler. Als er die Ermächtigung von Guru Padmasambava bekam, fiel seine Blume auf das Vajrakila-Mandala, woraufhin er Vajrakila praktizierte und schließlich Verwirklichung erlangte. Als ein Mantra-Praktizierender, der die zwei Stufen der Meditation der Erzeugung und Vollendung gemeistert hatte, konnte er rasch wie der Wind fliegen und feste Materie durchdringen.
Sowohl Rigdzin Gödem als auch Padma Thrinle werden als Inkarnationen von Nanam Dorje Dudjom angesehen. Weitere Inkarnationen von ihm sind Lerab Lingpa und Sogyal Rinpoche.
Drogben Khye’u-chung Lotsawa
Der kindliche Übersetzer aus dem Klan der Drogmi – Drogben Khye’u-chung Lotsawa (tib., khye’u chung lo tsA ba) – wurde bereits in seiner Jugend zum Übersetzer ausgebildet, wodurch er seinen Namen erhielt. Von Guru Padmasambhava empfing er zahlreiche Lehren und lebte ein Leben als tantrischer Haushälter – Ngakpa. Durch seine Verwirklichungen war er in der Lage, fliegende Vögel durch eine Geste mit seinen Fingern herbei zu holen.
Inkarnationen von ihm sind Terchen Düdül Dorje, Zhenchen Rabjam Tenpa’i GylaTsän, Khordong Nüden Dorje, Düdjom Lingpa und Dudjom Rinpoche Jigdral Yeshe Dorje, aber auch Lho Drikung Ontul Rinpoche und der Khordong Terchen Tulku Chime Rigdzin (CR Lama).
Lasum Gyalwa Jangchub
Lasum Gyalwa Jangchub (tib., la gsum rgyal ba byang chub) war einer der ersten sieben Tibeter, die vom Abt Shantarakshita die vollständige Ordination als Mönch erhielten. Gyalwa Jangchub war äußerst intelligent. Er besuchte einige Male Indien und übersetzte viele heilige Schriften. Aufgrund seiner Wunderkräfte konnte er am Himmel fliegen.
Der Gründer des Palyul-Klosters in Kham, Rigdzin Kunzang Sherab, gilt als eine seiner Wiedergeburten.
Gyalwa Chogyang
Ein naher Schüler von Guru Padmasambhava war Gyalwa Chogyang von Nganlam (tib., rgyal ba mchog dbyangs), der im Phen-Tal im Nganlam-Klan geboren wurde und ebenfalls von Shantarakshita als Mönch ordiniert wurde. Während der Ermächtigung in die Acht Logos-Gottheiten – Kagye – die Guru Rinpoche in den Höhlen von Samye Chimpu gab, fiel seine Einweihungsblume auf das Mandala des Hayagriva. Dieser wurde seine erwählte Meditationsgottheit und durch seine Praxis konnte er sich in Hayagriva verwandeln und das Pferdegewieher auf seinem Kopf hören.
Unter seinen späteren Inkarnationen finden sich die Karmapas, sowie die Karma Chagme Tulkus, die Chagdud Tulkus, sowie Sang Ngag Rinpoche und Namkha Drime.
Dre Gyalwa Lodrö
In seinen beruflichen Anfängen war Gyalwa Lodrö (tib., ‚bre rgyal ba’i blo gros) ein vertrauenswürdiger Begleiter und Personenschützer des Dharma-Königs Thrisong De’u-Tsän. Er war einer der ersten sieben Tibeter, die der Abt Shantarakshita als Mönche ordinierte. Als ausgezeichneter Übersetzer reiste er nach Indien, wo er vom Vidyadhara Humkara die Ermächtigung in den Yangdag Heruka empfing und dadurch Verwirklichung erlangte. Ihm wird auch nachgesagt, dass er seine Mutter vor dem Tode bewahrte, indem er in das Reich von Yama, dem Herrn des Todes, reiste. Später verwandelt er einen Untoten in Gold, wie später in einem Schatztext offenbart wurde. Schließlich erlangte er die Stufe eines Vidyadharas des langen Lebens und es gibt Berichte, dass er noch bis zur Zeit von Rongzom Pandita Chökyi Sangpo (tib., rong zom chos kyi bzang po) im 11. Jhdt. gelebt haben soll, dem er Belehrungen gab.
Nyag Jnanakumara
Als einer der ersten tibetischen Mönche war Nyag Jnanakumara (tib., gnyag jna na ku ma ra) ein ausgezeichneter Übersetzer, der von Padmasambhava, Vimalamitra, Vairotsana und Yudra Nyingpo die „Vier großen Ströme der Übertragung“ empfing. Bei der Übersetzung der Mahayoga-Tantras und der Atiyoga-Tantras arbeitete er sehr eng mit Vimalamitra zusammen und wurde auch als Nyag Lotsawa bekannt. Seine Einweihungsblume fiel auf das Mandala des Chemchog Heruka. Anschließend empfing er von Padmasambhava die Übertragung in die Praxis von Dütsi Chemchog. Als Folge davon ließ er während seiner Praxis in Yarlang Sheltrag Wasser aus dem Stein fließen, indem er seinen Finger in den Felsen bohrte. Man sagt, dass dieses Wasser heute noch fließt. Außerdem praktizierte er zur Abwehr von Hindernissen Vajrakilaya und konnte so erfolgreich lebensbedrohliche Gefahren abwenden.
Unter seinen späteren Inkarnationen findet sich die Linie der Dabzang Rinpoches, der ein Zeitgenosse von Jamgon Kongtrul, dem Ersten, war. Weiters finden sich unter seinen Wiedergeburten Ramo Shelmen, Nyi Ösal, Khedrub Lodrö GyalTsän und Kathog Gyurme Tsewang Chogdrub.
Kawa Paltseg
Kawa Paltseg wurde im Phen-Tal geboren und war einer der ersten sieben Tibeter, die als Mönche ordiniert wurden. Bereits von Guru Padmasambhava wurde Kawa Paltseg als bedeutender Übersetzer vorhergesagt, der zusammen mit Jnanagarbha und Bidyakarasimha die Prajnaparamita-Sutras und andere Mahayana-Sutras übersetzte, sowie den Kommentar von haribhadra zum Abhisamayalankara. Bei der Übersetzung des Madhyamaka und anderer Schriften zur buddhistischen Logik arbeitete er mit Vidyakaraprabha zusammen und mit Jinamitra übersetzte er gemeinsam den Abhidharmakosha von Vasubandhu und die Kommentare dazu. Mit Sarvajnadeva übersetzte er als erster Tibeter das Bodhicaryavatara von Shantideva in die tibetische Sprache. Nachfolgend wirkte er entscheidend bei der Übersetzung der Drei Lehrkörbe und der 100.000 Nyingma-Tantras – des Nyingma Gyübum – mit.
Als Schüler von Shantarakshita und Padmasambhava wurde der Übersetzer Kapa Paltseg (tib., ska ba dpal brtsegs) vom König Thrisong De’u-Tsän zusammen mit Chokro Lu’i GylaTsän nach Indien geschickt, um den großen Dzogchen-Meister Vimalamitra einzuladen. Von diesem empfing er auch das Vima Nyingthig.
Vom Guru Padmasambhava empfing er die Lehren des Vajrayana und erlangte auf diese Weise Hellsichtigkeit. Nachdem Vairocana nach Tshawa Rong ins Exil geschickt wurde, half er ihm, wieder nach Zentraltibet zurückzukehren.
Als seine nachfolgenden Inkarnationen gelten Drapa Ngönshe, sowie der Phagpa Dechen Dorje.
Khandro Yeshe Tsogyal, die Prinzessin von Kharchen
Die Dakini Yeshe Tsogyal (tib., mkhar chen bza‘ mtsho rgyal) gilt als Manifestation von Saraswati und war eine Prinzessin, die im Klan von Kharchen. Bereits in jungen Jahren wollte man sie zwangsverheiraten. Doch entzog sie sich der Zwangsheirat durch Flucht und wurde schließlich vom König Thrisong De’u-Tsän zur Frau genommen. Zunächst war sie eine der fünf Frauen des Dharma-Königs, der sie jedoch im Rahmen einer Einweihung dann Guru Rinpoche darbrachte. So wurde sie die Gefährtin von Guru Padmasambhava und zog mit ihm viele Jahre praktizierend durch Tibet.
Während der Ermächtigung in das Mandala der acht Logos-Gottheiten fiel ihre Einweihungsblume in das Mandala des Vajrakilaya. Durch diese Praxis war sie dann in der Lage, böse Geister zu besiegen und Verstorbene wieder ins Leben zurückzubringen. Als Gefährtin von Guru Padma war sie für das Zusammenstellen und Bewahren seiner Überlieferungen verantwortlich. Daher sehen in ihr alle Praktizierenden eine Schlüsselfigur in der Verbreitung des Dharmas in Tibet.
Sie reiste auch nach Nepal, um ihren spirituellen Gefährten Acharya Sale zu finden. Diesen musste sie jedoch mit Gold freikaufen, was sie durch die Wiederbelebung eines Verstorbenen bekam. Am Ende ihres Lebens verwirklichte sie den Regenbogenkörper und ging in das Land des Kupferfarbenen Berges ein.
Langdro Könchog Jungne
Als ein Minister am Hofe des Königs Thrisong De’u-Tsän wurde Langdro Könchog Jungne (tib., lang gro dkon mchog ‚byung gnas) später dann einer der 25 Herzensschüler von Guru Rinpoche. Man kennt ihn auch als Langdro Lotsawa – den Übersetzter aus Langdro.
Als seine nachfolgenden Inkarnationen gelten der Tertön Ratna Lingpa sowie Longsal Nyingpo. Aber auch der Dzogchen Pema Rigdzin und Jamyang Khyentse Wangpo werden als seine Wiedergeburten angesehen. Von letzterem sagt man, dass er sein Aktivitätsaspekt sei.
Sogpo Lhapal
Von Beruf war der Sogpo Lhapal (tib., sog po lha dpal) Schmied und empfing sowohl von Nyag Jnanakumara und Guru Padmasambhava die Lehren. Aufgrund seiner Verwirklichungen in der Praxis des Vajrakilaya konnte er mit bloßen Händen Raubtiere angreifen. Für seinen Lehrer Nyag Jnanakumara konnte er bei drei Gelegenheiten aufgrund seiner magischen Kräfte Feinde abwehren. Man sagt auch, dass er unter Ma Rinchen Chog den Dharma studierte. Später wurde er ein Lehrer von Nub Sangye Yeshe.
Pema Lhundrub Gyatso, der zweite Thronhalter des Palyul-Klosters, gilt als eine Wiedergeburt von Sogpo Lhapal.
Namkhai Nyingpo
Namkhai Nyingpo (tib., gnubs nam mkha’i snying po) wurde im Nub-Klan in Nyang Karda Shambu geboren. Auch er gehörte zu den ersten Tibetern, die von Shantarakshita als Mönche ordiniert wurden. Als Übersetzer reiste er zusammen mit Vairocana nach Indien und empfing vom Vidyadhara Humkara die Übertragungen und erlangte schließlich den Weisheitskörper. Als er wieder in Tibet zurück war, kritisierte er die Minister der Bön und wurde daraufhin in den Süden Tibets verbannt. Obwohl die Bön-Minister seinen Tod verlangten, bewahrte ihn der König davor, da er ihm zuvor bei einer Krankheit das Leben gerettet hatte. Somit wurde er ins Exil nach Lhodrag geschickt. Bei der Ermächtigung in das Mandala der Kagye fiel seine Einweihungsblume in das Mandala des Yangdag Heruka und durch die Verwirklichung dieser Praxis war er in der Lage, auf den Sonnenstrahlen zu fliegen. Als er in Lhodrag praktizierte, erschienen ihm in Visionen zahlreiche Yidams und er erlangte die Stufe eines Vidyadhara der Mahamudra. Schließlich erlangte er den Regenbogenkörper und ging in die reinen Länder ein.
Er gilt zusammen mit Kawa Paltseg als einer der Autoren des Denkarma, eines Katalogs buddhistischer Schriften, der auf königlichen Befehl hin zusammengestellt wurde. Zusammen mit Yeshe Tsogyal arbeitete er an der Zusammenstellung der Schriften, die später als Schatztexte wiedergefunden wurden. Und zusammen mit Gyalwa Jangchub schrieb er die Biografie der Yeshe Tsogyal, die dann später vom Tagsham Nüden Dorje aufgefunden wurde.
Als seine Wiedergeburten werden Jangchub Lingpa Palgyi GyalTsän, Kathog Rigdzin Tsewang Norbu, Kangyur Rinpoche Longchen Yeshe Dorje und der Tulku Lhatob angesehen.
Nanam Zhang Yeshe De
Nanam Yeshe De (tib., sna nam zhang ye shes sde) war ein ausgezeichneter Übersetzer, der über 200 Schriften wie die Prajnaparamita-Sutras, Tantras und Dharanis, sowie Abhandlungen über Madhyamaka und Cittamatra in die tibetische Sprache übersetzte, die sich heute im Kangyur und Tengyur wiederfinden. Bereits als junger Mönch wurde er aufgrund seiner Gelehrtheit mit dem Titel “Bande” ausgezeichnet. Er lehrte den Abhidharma, den er auch an Lhalung Palgyi Dorje übertrug, sowie die Prajnaparamita-Sutras und studierte die Nyingma-Tantras. Er war einer der Hauptübersetzer des Kangyur und auch vieler Nyingma-Tantras. Durch die Verwirklichung der Praxis des Vajrakilaya erlangte er wundersame Kräfte, wodurch er wie ein Vogel am Himmel fliegen konnte.
Lhalung Palgyi Dorje
Lhalung Palgyi Dorje (tib., lha lung dpal gyi rdo rje) spielt in der tibetischen Dharma-Geschichte eine besondere Rolle. Er wurde in Drom geboren und war zunächst als Grenzwächter tätig. Dann empfing er zusammen mit seinen beiden Brüdern die Ordination von Vimalamitra. Von Padmasambhava empfing er die Bodhisattva-Gelübde und auch Ermächtigungen und mündliche Unterweisungen ins Vajrayana. Aufgrund seiner Verwirklichungen konnte er durch festes Gestein durchgehen. Am Ende seines Lebens verwirklichte er den Regenbogenkörper.
Palgyi Dorje war jener Bogenschütze, der Jahre später dann den König Langdarma (tib., glang dar ma) tötete, wodurch er der Unterdrückung der monastischen Tradition in Tibet ein Ende setzte.
Zu seinen nachfolgenden Inkarnationen zählen die Drubwang Pema Norbu Tulkus (Penor Rinpoche), Taglung Phagchog, die Surmang Tulkus und Kusum Lingpa.
Palgyi Senge
Lang Palgyi Senge (tib., rlangs dpal gyi seng ge) war ein tantrischer Haushälter, der durch die Praxis von Jigten Chötö in Paro Taktsang die allgemeinen und höchsten Verwirklichungen erlangte. Auch wurde er als einer von 108 Übersetzern nach Indien und Oddiyana geschickt.
Bereits sein Vater war ein machtvoller Praktizierender, der durch seine Mantra-Kraft die acht Klassen der Götter und Dämonen bezwingen und als Diener verpflichten konnte.
Als seine nachfolgenden Inkarnationen werden die Dzogchen Rinpoches, aber auch Ratön Tobden Dorje angesehen.
Palgyi Wangchug
Palgyi Wangchug von Kharchen (tib., mkhar chen dpal gyi dbang phyug) war ein tantrischer Haushälter und der Bruder von Yeshe Tsogyal. Andere Schriften weisen ihn jedoch als ihren Bruder aus. Durch die Praxis des Vajrakilaya erlangte er Verwirklichung.
Odren Palgyi Wangchug
Als großer Gelehrter und Praktizierender der Tantras erlangte Odren Palgyi Wangchug (tib., ‚o dran dpal gyi dbang phyug) Verwirklichung durch die Praxis des zornvollen Gurus – Guru Dragpo. Von Padmasambhava erlernte er alle Aspekte der Guhyamantras und manifestierte Wunderkräfte. In seiner Familienlinie sind viele Praktiken des Guru Dragpo erhalten geblieben.
Palgyi Yeshe
Drogmi Palgyi Yeshe (tib., dpal gyi ye shes) wurde in den Klan der Drogmi hineingeboren. Als Schüler von Guru Padmasambhava übersetzte er zahlreiche Tantras und erlangte durch die Praxis des Tantra von Mamo Bötong die höchste Verwirklichung. Zusätzlich übersetzte er auch zahlreiche Sutras ins Tibetische.
Ma Rinchen Chog
Ma Rinchen Chog (tib., rma rin chen mchog) war ein früher Übersetzer, der vom Abt Shantarakshita die Mönchsweihen empfing. Sein Name ist untrennbar mit ein paar Übersetzungen von wesentlichen Werken des Mahayoga verbunden. So wurden das Guhyagarbha Tantra, das die Essenz der Mahayoga-Stufe im Vajrayana darstellt, sowie das Magische Netz des Mahayoga von ihm aus dem Sanskrit in die tibetische Sprache übersetzt. Durch die Praxis der Übertragungen, die er von Guru Padmasambhava erhielt, war er in der Lage, Felsen zu spalten, als ob sie Teig wären und sie wie Nahrung zu verspeisen. Obwohl er von Guru Padmsambhava viele Übertragungen und Belehrungen empfing, war er doch ein enger Schüler von Vimalamitra. Mit ihm gemeinsam übersetzte er neben dem Guhyagarbha Tantra auch das Cittabindu Upadesha, einen Text der drei verwirklichten Meister Buddhaguhya, Lilavajra und Vimalamitra. Ferner soll er auch Guru Padmasambhava und Yeshe Tsogyal beim Verbergen der Schatztexte behilflich gewesen sein.
Es gibt ein paar Schilderungen, wo gesagt wird, dass Ma Rinchen Chog als Vergeltung für die Ermordung von Langdarma hingerichtet worden sei. Doch andere Schriften berichten davon, dass er sich auf den Weg nach Kham begeben hat und dort die Lehren des Mahayoga an Rinchen Zhönnu und Kyere Chogkyong weitergab, deren Schüler Darje Palgyi Dragpa und Zhang Gyalwa’i Yönten wiederum Lehrer von Nub Sangye Yeshe waren. So entstand die Kham-Linie des Mayajala.
Zu seinen nachfolgenden Inkarnationen werden Longsal Nyingpo und der erste Adzom Drugpa Drodul Pawo Dorje gezählt.
Nub Sangye Yeshe
Dorje Tritsug (tib., rdo rje khri gtsug) wie Nub Sangye Yeshe (tib., gnubs sangs rgyas ye shes) vor seiner Ordination genannt wurde, wurde im Nub-Klan in der Dra-Region in Zentraltibet geboren. Bereits im Kindesalter von sieben Jahren begann er mit Odren Palgyi Zhönnu den Dharma zu studieren. Entsprechend anderer Geschichtsschreiber empfing er von Guru Padmasambhava die tantrische Ermächtigung in das Mandala der acht Logos-Gottheiten. Dabei fiel seine Einweihungsblume auf das Mandala des Yamantaka. Er selbst schreibt in seiner Biografie jedoch, dass er Guru Rinpoche an der Grenze zu Indien und Nepal getroffen habe und dort von ihm die Übertragungen empfangen habe. Doch weisen hier die Berichte und Jahresangaben ziemliche Unterschiede auf, sodass sich die Geschichte nicht genau rekonstruieren lässt.
Doch ungeachtet dessen traf er verschiedene buddhistische Meister und Gelehrte wie Vimalamitra und Kamalashila, der ihn auch ordinierte. Er wurde auch von Nyag Jnanakumara und dessen Schülern Sogpo Palgyi Yeshe und Zhang Gyalwa’i Yönten im Dharma geschult, die auch selbst Schüler von Ma Rinchen Chog waren. Man sagt ihm auch nach, dass er die Lehren des Anuyoga nach Tibet brachte und praktizierte, wodurch er 130 Jahre alt wurde.
Nub Sangye Yeshe reiste mehrere Male nach Indien und Nepal, wo mit vielen tantrischen Meistern studierte und wo er vom Meister Prakashalamkara die Übertragung in das Mahayana Wurzel-Tantra (tib., dgongs pa ‚dus pa’i mdo) empfing. Danach ging er auf Geheiß dieses Lehrers nach Gilgit, um sich zusätzlich im Tantra auszubilden. Er praktizierte in Tibet, Indien und Nepal in verschiedenen Höhlen und Einsiedeleien, wo ihm unzählige Gottheiten und auch Buddhas und weltliche Schützer in Visionen erschienen und er magische Fähigkeiten verwirklichte. Als Nub Sangye Yeshe in seiner Heimat die Praxis des Yamantaka in der Höhle von Yangdzong ausführte, wo auch schon Guru Rinpoche praktiziert hatte, stach er mit einem Phurba – einem tantrischen Dolch – in den Felsen. Daher wird er häufig so abgebildet.
Zu dieser Zeit versuchte er für sich und sein Gefolge einen Praxisplatz zu errichten, wobei er aber durch den Zerfall des tibetischen Imperiums unterbrochen wurde. Der König Langdarma hatte die Herrschaft übernommen, lies die buddhistischen Klöster schließen und verfolgte die Dharma-Praktizierenden. Als Nub Sangye Yeshe so in seiner Praxis gestört wurde, trat er vor den König und überzeugte ihn durch seine magischen Kräfte. Er manifestierte vor dem König einen gewaltig großen Skorpion in der Größe von neun Yaks, indem er mit seiner rechten Hand eine einzige Geste ausführte. Der König erschrak und ließ daraufhin die Vajrayana-Sangha der tantrischen Haushälter – die Ngakpas (tib., sngags pa), die lange Haare und weiße Kleider trugen, nicht mehr verfolgen.
Er verfasste zahlreiche Werke, die für die Nyingma-Schule sehr bedeutsam waren. Besonders interessant ist seine Abhandlung über die Praxis des Chan in Tibet. Dadurch ist belegt, dass diese stufenlose Meditationspraxis basierend auf dem Sutrayana sehr wohl in Tibet verbreitet war.
Als seine nachfolgenden Inkarnationen werden Tsasum Terdag Lingpa, Gya Zhangthrom Dorje Öbar, Orgyen Drime Kunga, Tulku Urgyen Rinpoche, Chowang Tulku, Padgyal Lingpa, Trulshig Adeu Rinpoche und der Tertön Barwa’i Dorje angesehen.
Shubu Palgyi Senge
Obwohl Shubu Palgyi Senge (tib., shud bu dpal gyi seng ge) dem Dharma-König Thrisong De’u-Tsän treu ergeben war, stammt sein Familienzweig aus dem Bön. Ursprünglich war Palgyi Senge einer jeneer Minister, die ausgesandt wurden, um Guru Rinpoche nach Tibet einzuladen. Unter der Führung von Padmasambhava wurde er ein sehr gelehrter Übersetzer und übersetzte die Anweisungen zur Praxis der Mamos, zu Yamantaka, zu Vajrakilaya und vielen anderen Lehren der Nyingma-Tradition. Er gilt als einer der acht großen Gelehrten Tibets.
Durch die Praxis von Mamo Bötong und Vajrakilaya erlangte Palgyi Senge Verwirklichung und manifestierte verschiedenste Wunderkräfte, wie das Umkehren eines Wasserstroms oder das Spalten von Felsen. Viele Lehrer wurde in dieser Familie geboren. Einige Generationen nach Palgyi Senge wurde jedes Familienmitglied zu mächtigen Ngakpas, da sie die Lehren von Mamo Bötong und Yamantaka praktizierten.
Als bekannteste Wiedergeburt von Palgyi Senge gilt der Schatzfinder des Himmels-Dharmas (Namchö) – der Namchö Mingyur Dorje.
Vairotsana der Übersetzer
Der Übersetzer Vairotsana (tib., bai ro tsa na) gilt als einer der größten Übersetzer Tibets. Zusammen mit Padmasambhava und Vimalamitra brachte er die Lehren des Dzogchen nach Tibet.
Geboren im Pagor-Klan wurde er von Thrisong De’u-Tsän nach Indien gesandt, um bei den Gelehrten Indiens zu studieren. Er reiste aber auch nach China, Khotan, Nepal und Zhangzhung. Vom Khenpo Shantarakshita empfing er als einer der ersten sieben Tibeter die vollständige Ordination als Mönch. Sein Hauptlehrer war Shri Singha, von dem er die drei Dzogchen-Klassen (Geist, Raum, aufzeigende Erklärungen) empfing. Außerdem empfing er direkte Übertragungen von Manjushrimitra, der ihm in seinem Weisheitskörper erschien. Nachdem wieder nach Tibet zurückgekehrt war, wurde er nach Ost-Tibet verbannt, wo er Yudra Nyingpo, Sangtön Yeshe Lama und Mipham Gönpo lehrte. Dann wurde er vom Dharma-König wieder nach Lhasa zurückgeholt.
Bekannt ist Vairotsana auch für seine Übersetzungen der Werke von Shri Singha, aber auch vieler Texte des Mantra-Fahrzeugs. Außerdem übersetzte er Teile der Prajnaparamita in 100.000 Versen und andere Sutras.
Da seine Einweihungsblume in das Mandala von Möpa Dragngag fiel, empfing er diese Übertragung. Er begegnete auch dem Antlitz des Mahakala und erlangte schließlich das Weisheitsauge. Durch die Praxis des zornvollen Mantras befreite er fiele Widersacher.
Weil Vairotsana einer der bedeutendsten Schüler Padmasambhavas war, finden sich bis heute zahlreiche Emanationen von ihm unter den großen Schatzfindern wie Dorje Lingpa, Künkyong Lingpa, Chogdän Dongag Lingpa als seine Körperemanationen oder der Terdag Lingpa als seine Sprachemanation und Rangtön Dechen Lingpa als seine Geistemanation.
Yeshe Yang
Acharya Yeshe Yang (tib., ye shes dbyangs) war einer der 25 Schüler von Guru Rinpoche, der als voll ordinierter Mönch viele Schatztexte von Guru Rinpoche transkripierte. Als einer von acht Schülern dieser Zeit wurde er für seine klaren und korrekten Niederschriften berühmt. Aufgrund seiner Praxis erlangte er Wunderkräfte, mit denen er in der Lage war, in himmlische Gefilde zu reisen.
Yudra Nyingpo von Gyalmo
In Gyalmo Tsaworong geboren, wurde Yudra Nyingpo (tib., g.yu sgra snying po) schließlich Schüler des Übersetzers Vairotsana. Er gilt als einer von 108 Übersetzern seiner Zeit. Von Guru Rinpoche empfing er die Kernanweisung „Girlande der Sicht“ (tib., man ngag lta ba’i phreng ba), die als einziger Text der Sammlung mündlicher Überlieferungen auf Guru Rinpoche zurückgeht, während die anderen Texte Padmasambhavas Schatztexte sind.
Durch seine Praxis konnte Yudra Nyingpo verschiedenste Wunderkräfte manifestieren, wie das Verwandeln des Körpers in einen goldenen Vajra usw. Als Meister der Lehren der Großen Vollkommenheit war er besonders auf die Geist- und Raum-Kategorie des Dzogchen spezialisiert. Er hatte auch viele Emanationen wie Dharmashri, den Übersetzer aus der Mindroling-Tradition.
Dränpa Namkha
Zuerst war Dränpa Namkha (tib., dran pa nam mkha‘ ) ein berühmter Bön-Priester, der später unter Guru Rinpoche zum Buddhadharma konvertierte. Somit beanspruchen beide Tradition – Bön wie Buddhadharma – ihn als bedeuteten Linienhalter ihrer Überlieferungen. Er organisierte viele Schriften der Geist-Kategorie des Dzogchen und verbreitete die Lehren Padmasambhavas.
Aber auch Bön-Quellen sehen ihn als Vater von zwei Vertretern des Bön. In seinem Übertritt zum Buddhadharma sehen sie ein geschicktes Mittel zum Erhalt der Bön-Tradition in Tibet, da diese Tradition zu dieser Zeit aus Tibet fast verschwand.
Dränpa Namkha wird als Autor verschiedener Schatztexte angesehen, die später dann von Schatzfinder aufgefunden wurden. Mit den indischen Gelehrten Gulendragupta und Anandagarbha arbeitete er bei der Übersetzung zweier Ritualhandbücher zusammen.