Die Qualifikation zu den 24 Stunden von Le Mans ist vorüber. Die Poleposition ging wenig überraschend an einen Audi und zwar an jenen mit der Startnummer 2.
Nach den bisherigen Rennen der FIA WEC, dem Testtag vor kurzem und auch dem freien Training war eigentlich klar, dass die Pole nur über einen Audi gehen wird. Genau dieses Bild bestätigte sich dann auch in der Qualifikation. Die schnellste Zeit wurde diesmal aufgrund der Witterungsbedingungen am Donnerstag bereits im ersten Teil der Qualifikation gefahren. Loic Duval drehte mit einer 3.22.349 die schnellste Runde des Tages. Dahinter folgen zwei weitere Audi in der Reihenfolge Audi #3 vor Audi #1. Der schnellste Toyota folgt erst auf Rang vier mit über vier Sekunden (!) Rückstand. Wo ist der Speed des Toyota geblieben? Das Fragen sich dieser Tage viele Fans des Herstellers.
Toyota verfügt im Vergleich zu Audi über ein deutlich geringeres Budget und dies macht sich in der Entwicklung bemerkbar, denn große Neuerungen bietet der 2013er Toyota TS030 nicht. Das Team selbst spricht nur von Verfeinerungen, Updates und Optimierungen. Die größte Veränderung im Vergleich zum Vorjahr dürfte das umgestaltete Monocoque sein. Die Vorteile, die man im Vergangenen Jahr noch hatte sind nicht mehr vorhanden, schließlich schläft die Konkurrenz ja auch nicht und hat schon längst nachgerüstet. Auf der anderen Seite muss man sich fragen, ob Toyota nicht vielleicht einen falschen Weg bei der Entwicklung eingeschlagen hat. Denn das man während der Qualifikation noch verschiedene Aerodynamikteile testet zeigt klar, dass man da selbst noch nicht so sicher ist, was denn die beste Variante ist.
Bei Audi hingegen hat man massiv weiterentwickelt. Zum einen gibt es ein geändertes Motorenmanagement, zum anderen und das ist eine der größten Änderungen am Audi ist ein angeblasener Diffusor. Der Luftstrom des Auspuffs wird also nicht mehr einfach nur zum Heck geleitet, sondern wird hinter dem Turbolader geteilt und so zu den Radkästen geleitet. Von dort wird er dann an der Innenseite direkt an der Kante zum Unterboden geleitet und gelangt so ins Freie. Die Beschleunigung aus den Kurven heraus ist beim Audi sensationell. Auch in Sachen Topspeed hat Audi in diesem Jahr die Nase vorne. Der Unterschied ist zwar nicht eklatant groß, dennoch ist auffällig.
Toyota hingegen dürfte beim Hybrid System einen kleinen Vorteil gegenüber den Ingolstädtern haben. Toyota hat das Hybrid System, welches nicht nur ein effizienterer Energiespeicher ist an der Hinterachse eingebaut. Das bedeutet, dass Toyota das System jederzeit einsetzen darf. Bei Audi hingegen treibt das System die Vorderreifen an. Dies bedeutet aber auch, dass sie das System erst ab einer Geschwindigkeit von 110 Km/h zuschalten dürfen. Für Toyota spricht außerdem, dass sie drei Liter mehr Sprit mitführen. Diese drei Liter könnten ganz entscheidend sein, denn sollte diese Menge reichen um eine Runde mehr als die Audi zu fahren, wird Toyota das Rennen laut Paul Truswell (Taktik-Experte von Radio Le Mans) mit sieben Boxenstopps weniger abschließen können. Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass Audi pro Runde zwischen 0,7 und 0,8 Sekunden schneller fahren müsste um das Rennen zu gewinnen. Allerdings scheint dies Stand jetzt für Audi kein Problem zu sein.
Was heißt das nun für das Rennen? Sollte alles nach Plan laufen, dann hat Audi in diesem Jahr keine Konkurrenz. Aber bei einem 24 Stunden Rennen läuft selten alles nach Plan, von der muss man abwarten was so passiert. Das aber gleich alle drei Audi in derart große Probleme geraten, dass Toyota davon profitieren könnte kann ich mir eigentlich nicht vorstellen.
Ergebnis Qualifikation LMP1:
1. #2 Audi, 2. #3 Audi, 3. #1 Audi 4. #7 Toyota, 5. #12 Rebellion
LMP2
Kommen wir zur LMP2, die auch in diesem Jahr mit 22 gemeldeten Prototypen gut besetzt ist. Nicht mit dabei ist ausgerechnet der Titelverteidiger. Das Starworks Team von Peter Barrons fehlt, da sich Sponsor und Gentleman Driver Enzo Potolicchio dazu entschlossen haben ein eigenes Projekt zu starten. Man tritt nun mit 8 Star Motorsports in der GTE-AM an. In der LMP2 wird es wie auch schon im letzten Jahr wieder verdammt eng zu gehen. Rein theoretisch dürften rund zwei Drittel der Starter eine Chance auf einen Platz auf dem Podest haben.
Will man der LMP2 etwas ankreiden, dann ist es die fehlende Vielfalt bei den Motorenpartnern, denn nicht weniger als 15 Starter arbeiten dem Kundenprogramm von Nissan zusammen. Mit dabei sind außerdem sechs Judd Motoren sowie ein HPD/Honda, der aber im letzten Jahr sehr stark war. Immerhin herrscht bei den Chassis.
Zu den Favoriten gehören in diesem Jahr das AF Corse Partner Team Pecom, die mit den Piloten Luis Perez-Companc, Pierre Kaffer und Nicolas Minassian an den Start gehen. Dann ist natürlich auch noch Level 5 Racing zu erwähnen, auch wenn sie im Vorjahr die Zielflagge nicht sahen. In diesem Jahr ist man mit einer starken Fahrerpaarung am Start. Marino Franchitti, IndyCar Pilot Ryan Briscoe und natürlich Scott Trucker werden den HPD fahren. Aber wie schon gesagt, im Prinzip könnte man fast alle aufzählen. Diese beiden Teams gehören jedoch zu den Topfavoriten im Rennen.
Werfen wir noch schnell einen Blick auf die Qualifikation:
1: #26 Oreca-Nissan, 2: #43 Morgan Judd, 3: #24 Morgan Nissan, 4: #25 Oreca-Nissan, 5: #35 Morgan Nissan
GTE-Pro
Auch in der GTE-Pro geht es in diesem Jahr wieder verdammt eng zu. Einen Sieger vorherzusagen ist nahezu unmöglich, das haben die Trainings auch noch mal bestätigt.
Zu den Favoriten gehört ohne Frage das „Ferrari Werksteam“ AF Corse, das im vergangenen Jahr den Sieg holte. Die Italiener gehen wieder mit zwei Wagen an den Start (#51 und #71) Im ersten Ferrari F458 Italia sitzen Gianmaria Bruni, Giancarlo Fisichella und Matteo Malucelli. Der zweite Ferrari wird von Oliver Baretta, Kamui Kobayashi und Toni Vilander pilotiert. Der Ferrari ist nicht nur schnell, sondern hat auch den Vorteil des geringeren Verbrauchs. Neben den beiden Werks-Ferrari gibt es noch den Kunden-Ferrari von JMW Motorsport. Der kleine britische Rennstall tritt wie jedes Jahr mit einem Fan-Design an. In diesem Jahr ist es ein Design, dass auf den 125. Geburtstag des Hauptsponsors Dunlop hinweist.
Die härtesten Konkurrenten von AF Corse werden wohl die Aston Martin sein. Gleich drei Aston Martin Vintage gehen an den Start. Am stärksten besetzt ist der Wagen mit der Startnummer 97.
Porsche setzt in diesem Jahr mit Manthey werksseitig zwei der neuen 991 ein. Der neue Porsche konnte bisher sehr überzeugen und dürfte durchaus Chancen auf ein Podiumsplatz haben. Jedenfalls hat man am Steuer beider Wagen sehr erfahrende Piloten sitzen, was sicherlich kein Nachteil ist.
Dann wäre da auch noch Corvette Racing, die auch in diesem Jahr wieder mit zwei Wagen (#73 & #74) am Start sind. Rein vom Papier her muss man beide, aber besonders die Corvette #73 auf der Rechnung. Die bisherige Vorstellung beider war im Training und in der Qualifikation aber nicht sonderlich vielversprechend.
Neu dabei ist in diesem Jahr SRT Motorsport mit einer Viper GTS-R. Doch ganz vorne werden sie sicher nicht zu finden sein. Zum einen ist das Auto noch nicht ausgereift und zum anderen verfügt das Team über ein deutlich geringeres Budget als zum Beispiel Porsche.
In der Qualifikation hatte der Aston Martin #99 die Nase vor dem Ferrari #51. Auf Platz drei folgt ein weiterer Aston Martin (#97)
GTE-AM
Zum Schluss wollen wir natürlich auch noch einen Blick auf die GTE-AM werfen. Aus Zeitgründen allerdings ausschließlich auf das Ergebnis der Qualifikation. Hier hatte der Aston Martin mit der Startnummer 95 die Nase vorne, gefolgt von zwei Porsches in der Reihenfolge #88 vor #67.
Alle Ergebnisse inkl. der Startaufstellung findet ihr bei den nachfolgenden Links (Achtung! Alles PDF Dateien)
3. Qualifikation Ergebnis
Startaufstellung
Außerdem möchten wir noch auf unseren Liveticker hinweisen, denn auch in diesem Jahr werden wir für euch das Rennen in unserem Liveticker begleiten. Den Ticker findet ihr ab morgen Vormittag auf unserer Homepage. Ein Livetiming und nicht zu vergessen den Spotter Guide gibt es natürlich auch in diesem Jahr wieder.
Alle Sendezeiten von Eurosport gibt es wie immer in unserem TV Planer. Ansonsten wünschen wir euch viel Spaß beim Rennen.
Hinweis: Aus Zeitgründen ist die Vorschau in diesem Jahr etwas kürzer geraten. Ursprünglich war eine viel ausführlichere Vorschau geplant. Wir bitten um Verständnis.