23. Warnt vor denen mit der schnellen Antwort

„Schreiben heißt“, so Klaus Merz, „den Dingen Namen geben und sich dadurch weniger fremd in der Welt fühlen.“ Dieser Dichter will uns nicht die Welt erklären, er will nur warnen vor denen, die auf alles gleich eine Antwort haben.

Ein genauer Blick auf den Alltag verknüpft sich in der Poesie des Klaus Merz mit den alten, ewigen Fragen. Eines seiner vielleicht schönsten Gedichte heißt so, „Alte Fragen“: „Kann man das Leben / kann man die Liebe // das Herz schlagen / das Blut fliessen // den Teig gären / Schnee fallen / lernen?“

Wenige Zeilen, die nicht erklärt werden müssen. Denn man kann auch Gedichte nicht lernen. Sie treiben auf uns zu, sie rühren uns, sie gehen uns an – oder eben nicht.

1967 erschien unter dem Titel „Mit gesammelter Blindheit“ die erste Gedichtsammlung von Klaus Merz. „Aus dem Staub“ heißt sein jüngster, 2010 erschienener Gedichtband, in dem der Autor einmal mehr aus der Ruhe und Einfachheit seine ganz eigene lakonische Tonspur entwickelt.  …

In dem Gedicht „Die Brünner Mädchen“ erweist er dem tschechischen Lyriker Ivan Blatny seine Referenz, ein anderer Text ruft uns den japanischen Haikudichter Basho ins Bewusstsein – in seinem Gedicht „Feldzug“ zitiert Klaus Merz den Mann, der eigentlich Matsuo Munefusa hiess, in einer eigenen Nachdichtung: „Gräser des Sommers / von allen stolzen Kriegern / die Reste des Traums.“

Klaus Merz, der wenige Tage nach seiner Dresdner Lesung den renommierten Friedrich-Hölderlin-Preis der Stadt Bad Homburg entgegennehmen wird, ist ein Seltener. Aus der Ruhe und Einfachheit entwickelt er sein wortgenaues, sprachlich hochkonzentriertes Werk – und gibt uns damit den Glauben an jedes einzelne Wort zurück.

/ Volker Sielaff, Dresdner Neueste Nachrichten  8.5.

 

Lesung und Gespräch mit Klaus Merz am 9. Mai, 20 Uhr im Stadtmuseum Dresden. Literaturforum Dresden in Kooperation mit den Museen der Stadt Dresden. Gefördert von der Pro Helvetia – Schweizer Kulturstiftung, der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen, der Kulturstiftung Dresden der Dresdner Bank und der Landeshauptstadt Dresden, Amt für Kultur und Denkmalschutz.



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