23. Gedicht

ICH HÄTTE DIESE GASTPROFESSUR IN SÜDKOREA NIE
Und nimmer annehmen dürfen, allein schon wegen
Dir und dann auch noch in der Vorweihnachtszeit, in
Einer gemäßigten Klimazone mit ein paar
Sauberen Märkten und Stranden in Busan, eigentlich
Wollte ich an deinem Nikolaustag allein mit dem Bus
An die Flußmündung des Nakdonggang fahren, habe
Es dann aber doch vorgezogen, mit meinen
Drei Lieblingsstudentinnen Mi-jung, Yang-soon und
Phuong zum Beomeosa Tempel zu wandern, um dort
Vom Quellwasser mit den magischen Kräften zu
Kosten, im Kollegium änderte sich danach für mich
Einiges, ich wurde von diesem Zeitpunkt an
Nie mehr zum abendlichen Gesaufe auf dem Campus
Eingeladen, wahrscheinlich, weil auch Phuong Park
Diesen Ausflug mitgemacht hatte, die amtierende
Miss U-Bahn-Bibliothek, die auf der Welt so ziemlich
Einzigartig war, ich hatte meinen Kollegen
Im Nachhinein erklärt und es dann leider nicht sofort
In ihre Landessprache übersetzen lassen, daß wir zu
Viert versucht haben, einen Dreizehnzeiler
Des Nationaldichters Ri Tsche Hjon
Aus dem vierzehnten Jahrhundert nachzustellen,
Nachts auf einer Dienstreise im Boot, wenn das
Der König wüßte, oben auf dem Berg, auf dem
Kumjong-san, Fische und Wein, Asiatinnen und kleine
Brüste, von
Wegen, ich hatte meinen Kollegen ebenfalls
Erklärt, daß wir in der Dunkelheit wirklich nicht mehr
Zurückwollten und dabei zum Glück
Alles um uns herum vergessen haben, unser Gefolge, die
U-Bahn-Bibliothek, das
Freie Gymnasium in Zwenkau, die
Berge.

Thomas Kunst, aus dem soeben erschienenen Gedichtband

Legende vom Abholen
Edition Rugerup
Geschichten von Liebe, Ernüchterung und der Hartnäckigkeit von Illusionen in hinreißenden Gedichten.



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