#223 Bücherregal - Steht auf, auch wenn ihr nicht könnt!

#223 Bücherregal - Steht auf, auch wenn ihr nicht könnt!
#223 Bücherregal - Steht auf, auch wenn ihr nicht könnt!Quelle

TitelSteht auf, auch wenn ihr nicht könnt!

AutorMaximilian Dorner

Verlagbtb Verlag

GenreSachbuch

Seiten192 Seiten

Meine Bewertung#223 Bücherregal Steht auf, auch wenn nicht könnt!4/5


 Ich bedanke mich hiermit recht herzlichst bei dem Bloggerportal vom Randomhouse für das Bereitstellen eines Rezensonsexemplares.
Inhalt
Aufgrund einer Nervenkrankheit ist der Autor seit nun mehr 10 Jahren auf den Rollstuhl angewiesen. Und immer wieder muss er feststellen, was es heißt eben nicht mehr so zu funktionieren wie es gewünscht ist von der Gesellschaft. Denn nicht nur die Behinderung behindert einen, sondern auch andere behindern einen und sei es nur durch die auf sich warten lassende Reparatur eines Liftes am Bahnhof. Für ihn bedeutet Behinderung Rebellion und hier in diesem Buch beleuchtet er warum er eine andere Form des Aufstandes möchte.
Review
Es gibt ein ganzes Kapitel rund um das Thema Inklusion. Der Autor ist kein großer Fan davon und das merkt man beim Lesen immer wieder. Auch die Behindertenrechtskonvention kritisiert und hebt immer wider hervor warum er beides als problematisch ansieht. Es werden etliche Argumente angebracht und auch begründet warum die Inklusion so wie sie momentan stattfindet nicht funktionieren kann und wie man es eventuell besser machen kann. Zudem ist es ja allgemein bekannt, dass meist Nichtbehinderte über Behinderte entscheiden und da mitunter dann "nur" finanzielle Interessen im Vordergrund stehen.
Vor allem das Kapitel rund um das Thema Kurswechsel hat mir gefallen und Mut gemacht. Es zeigt wie sehr es einen lähmt, wenn man sich nur noch darauf fixiert was man eben nicht mehr kann. Vor allem von anderen bekommt man gerne genau das vorgehalten und die wollen dann auch nicht hören, dass man ja nach wie vor andere Sachen machen kann. Und wenn man sich genau von solchen Worten verunsichern lässt verliert man ganz schnell die Hoffnung. Dabei ist es so wichtig eine Behinderung auch als Möglichkeit zu sehen, auch wenn diese Einsicht erst mit der Zeit kommt und anfangs wie eine total zynische und bittere Bemerkung denkt. Genau das wird in diesem Kapitel hervorgehoben.
Der Autor erläutert auch ausführlich wie er sich die Rebellion konkret vorstellt und verfasst eine Art Manifest, was er am Ende des Kapitels selbst verwirft.
Aber auch Themen wie Alltagsdiskriminierung und das leidige Thema der Behindertenwerkstatt oder der Euthanasie(Ermordung von behinderten Menschen während des II. Weltkrieges) werden aufgegriffen. Leider sind das genau die Themen über die viel zu wenig gesprochen wird, auch wenn das Thema Behindertenwerkstatt durch ein paar wenige Skandale Schlagzeilen machte. Und genauso ist es mit der Euthanasie während des II. Weltkrieges, vielen ist genau das Thema nicht geläufig oder sie verdrängen, dass es erst wenige Jahrzehnte her ist.
Und es wird immer wieder betont, dass im Grunde gar nicht über den Großteil der Menschen mit Behinderung gesprochen wird: Alte mit Behinderungen. Denn Inklusion wird oft nur auf Schulen begrenzt, dabei machen Kinder mit Behinderungen nur einen kleinen Teil aus.
Oft nimmt der Autor kleine Anekdoten um zu verdeutlichen wie er manche Aussagen meint. Auf diese Weise bringt er einem auch Nahe warum Menschen mit Behinderungen oft nicht den direkten Weg nehmen können und für alles länger brauchen. Oder warum eine Behinderung mit höheren Lebenshaltungskosten verbunden ist.
Was ich auch bemerkenswert fand ist der Abschnitt über all die Sachen, die man aufgrund einer Behinderung bekommt. Leider gibt es eine handvoll Menschen, die das System gnadenlos ausnutzen und sich quasi daran bereichern. Da werden Pflegemittel oder andere Hilfsmittel beantragt, nur weil sie einem zustehen und nicht weil man sie benötigt. Ich finde es sollte viel öfters darüber geredet werden, dass dieser Topf an Geldern begrenzt ist und man denen den Vortritt lassen sollte, die es wirklich brauchen.
Fazit
Das Buch ist recht kurzweilig und man hat es schnell durch gelesen. Es regt zum Nachdenken an und man fühlt sich nicht mehr so alleine. Der Autor berichtet mit viel Selbstironie wie es für ihn ist mit einer Behinderung zu leben und wie sehr diese einen einschränkt. Er ruft auch immer wieder dazu auf sich mit dem Thema auseinander zusetzen, denn ungefähr 1/10 der Bevölkerung sind schwerbehindert und somit betrifft es nicht nur kleinen Teil. Zudem haben davon ungefähr 2/3 eine erworbene Behinderung und bei vielen ist diese erst im Alter gekommen! Leider wird sich viel zu wenig um genau diese Altersgruppe bemüht.

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