22. Dezember 2010, Endzeitprediger, 5.51 Uhr

Die Stadt ist durchtränkt vom Regen. Sie stinkt. Fault vor sich hin. Der Schimmel ist kaum noch aufzuhalten. Die Menschen husten sich über die Straße. Träumen wieder vom Schnee. Vom Sonnenlicht zu träumen, das wagt keiner. Zu lange war da nichts.
Endzeitprediger an allen Ecken.
„Wir kommen in die Hölle“ steht auf einem Stück Pappe. Noch kann man es lesen. Nicht mehr lange. Der Regen hat die Schrift abgewaschen.
Der Regen hat etwas gegen Botschaften.
Also ziehen sich die meisten Endzeitprediger unter Vordächer zurück. Sie stehen in den Einkaufspassagen. Ziehen von Geschoss zu Geschoss.
Junge Polizisten sind ständig auf der Suche nach ihnen.
Die älteren Kollegen haben aufgegeben. Sie stehen in Rudeln vor dem Kaffeeautomat.
„Was wollt ihr von denen. Lasst sie!“
„Sie wiegeln die Leute auf.“
„Die machen gar nichts. Idioten, denen langweilig ist.“
Sie beobachten den Regen, lauschen auf Schüsse aus der Spielzeugabteilung. Lächeln und schütteln die Köpfe.
„Wieder ein Prediger“, sagen sie.
Die Leichen werden im Hinterhof entsorgt. Man wirft sie auf den Müll zu den anderen Dingen. Da liegen sie. Mit aufgerissenen Mäulern. Zwischen verdorbenen Salatköpfen und einem von Maden übersäten Stück Fleisch.
Die Müllautos kommen vielleicht. Niemand weiß es genau.
Und dann entdeckt wieder mal ein verirrter Käufer die Leichen. Übergibt sich. Rennt schreiend durch das Einkaufszentrum.
Den muss man dann auch erschießen. Man könnte ihn auch beruhigen. Aber was soll der Geiz! Sie sparen Worte. Patronen haben sie genug.
Wenn einer von den Schreihälsen entkommt, taucht er meist einige Wochen später als Endzeitprediger auf. Die Zeiten sind gut für diesen Berufsstand.
Sie hatten noch nie so recht wie heute!



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