21. Neues Schock

Die seit Anfang 2011 bei Distillery erscheinende Schock Edition vermag es mit ihrem Angebot, beide Gelüst-Richtungen zu befrieden: in guter alter Dutzend-Zählerei bringt es zweimal im Jahr ein Schock Gedichte hervor, in fünf Heften zu je zwölf Texten eines Autors; Auflage: sechzig, natürlich; die, unter denkbarster Schlichtheit mit je einer Monotypie von Silka Teichert, einem Piktogramm ausgestattet, ein Morgenrot am darbenden Himmel der sich mehrenden Gedichtfabrikanten ausmacht. Ein Schuber darum, dass das Ganze hält und steht: und fertig ist das Gebinde, das sowohl dem bibliophilen Interessenten die Aufwartung machen kann – als auch (man wagt es nicht zu denken) geeignet ist, einem Trend lyriklesender Touristen zuzuarbeiten.

… Katrin Heinau liefert im „Handbuch für Überschwemmungen“ mit einer Reihe „Träume“ nach Benjamin das heimliche Highlight der Folge: „Das Haus stand und stand, der Mond glich nichts, und wie das Licht die Fassade beschien. Ich selbst spazierte im Plüschgewand. Die langhaarigen Nüsse waren zu Walen geschrumpft in meinem Händchen. Alles geschah in einer Sekunde.”

Bertram Reineckes Exegesen, auf dem Fundament des Vorhandenen (das „Komm“-Gedicht findet schließlich ins Offene) zu neuen Blickweisen gelangend, ergehn sich in eindrücklichem Zwielicht mit den illusionsfreien Berlin-Gedichten Gerd  Adloffs, die „die Zukunft in Kürze“ erwarten. / André Schinkel, fixpoetry

Schock Edition: 5 x 12 Gedichte. Herausgegeben von Kai Pohl. Dritte Lieferung: Gerd Adloff, Florian Günther, Katrin Heinau, Bertram Reinecke, Anna Rheinsberg. Berlin 2012: EdK/Distillery. 5 x 28 Seiten, 24 Euro.



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