“21 Jump Street” oder eine neue Undercover-Generation

“21 Jump Street” oder eine neue Undercover-Generation

© Sony Pictures / Ice Cube darf Channing Tatum und Jonah Hill anschnauzen.

„Es wird alles auf neu getrimmt um mit der Zeit zu gehen. Die Leute, die Entscheidungen treffen, sind vollkommen unkreativ. Die haben keine neuen Ideen mehr und jetzt fällt ihnen nichts Besseres ein, als den alten Müll zu recyclen und zu hoffen, dass es niemanden von uns auffällt“. Dass soll nicht etwa ein böser Spruch aus dem Munde eines Filmkritikers, sondern ein Beispiel für den selbstreferenziellen Humor sein, mit dem die Regisseure Phil Lord und Chris Miller („Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen“) in die heutige „21 Jump Street“ eingekehrt sind. Von 1987 bis 1991 lief die dazugehörige Serie mit 103 Episoden im US-Fernsehen und eröffnete Johnny Depp seinen Einstieg in die Schauspielerei. Auf ihn muss auch der Film nicht verzichten. Gemeinsam mit seinem ehemaligen Kollegen Peter DeLuise sowie Holly Robinson Peete nehmen drei der damaligen Darsteller ihre Figuren in Gastauftritten wieder auf. Nun allerdings nicht mehr so jugendlich aussehend, dass sie als Undercover-Polizisten in High Schools, Colleges oder anderen Ortschaften ermitteln könnten, an denen sich kriminelle Jugendliche aufhalten. Aber dafür gibt es ja jetzt Jonah Hill und Channing Tatum.

Sie spielen die beiden jungen Polizisten Schmidt (Hill) und Jenko (Tatum), die der Jump Street-Einheit in einer heruntergekommenen Kirche zugeteilt werden. Dort schickt sie der leitenden Captain Dickson (Ice Cube) an die örtliche High School, um einen gewalttätigen und gefährlichen Drogenring auffliegen zu lassen. Dabei müssen sie feststellen, dass die High School von heute nicht mehr das ist, was sie einmal war. Außerdem hatten sie auch nicht damit gerechnet, noch einmal mit den Schrecken und Ängsten des eigenen Teenager-Daseins konfrontiert zu werden.

“21 Jump Street” oder eine neue Undercover-Generation

Jonah Hill als Schmidt

Ob sich Schmidt selbst den coolen Hip Hopper abkauft, der er in bestmöglich nacheiferndem Eminem-Outfit sein möchte? Jedenfalls zieht der als Loser abgestempelte, übergewichtige Teenager mit diesem Outfit die Blicke auf sich. Vor allem Jenko, ein langhaariger Dummbatz, der die Sympathien seiner Mitschüler(innen) genießt, hat seinen Spaß daran über Schmidt herzuziehen. Hier entwirft der Film mit einem Blick in die Vergangenheit der beiden Protagonisten bereits früh ihre Charakterschwächen, die sich ihnen immer wieder in den Weg stellen werden. Jenko ist zwar ein tougher Kerl, dem es allerdings an der nötigen Intelligenz mangelt um seinen High School Abschluss zu erhalten. Für dieses traurige Schicksal hat der weitaus klügere, aber unbeholfene Schmidt in einer Sequenz sogar eine Träne übrig. So wird in den ersten Minuten von „21 Jump Street“ gleich klar, dass es sich hier um einen Buddy-Movie handelt, der zwei ungleiche Partner zusammenbringt, die ihre Schwächen überwinden müssen. Was so erst einmal nach einen x-Mal erlebten Konzept klingt, gestaltet sich in seiner Durchführung allerdings recht amüsant.

Sind Schmidt und Jenko erst einmal in der Jump Street angekommen, haben sie sich schon von ihrem Vorgesetzten Deputy Chief Hardy (Nick Offerman) anschnauzen lassen, dass sie nicht in der Lage waren, einem verhafteten Rocker seine Rechte klar zu machen und er deshalb wieder auf freien Fuß gelassen werden musste. Dann darf Ice Cube sie noch mal zusammenfalten und schon bald stehen sie auch in der Schule vor dem Schreibtisch des Schuldirektors (Jake Johnson aus „New Girl“), der den zwei Sonderlinge lautstark die Regeln klarmacht. So schlagen sie sich von Schreibtisch zu Schreibtisch, von Vorgesetzten zu Vorgesetzten und lassen sich in bester „Wir haben alles falsch gemacht“-Manier die Leviten lesen. Damit nimmt der Film auch sogleich seine Genre-Mitstreiter aufs Korn. Unweigerlich fühlt man sich an die „Lethal Weapon“-Reihe erinnert, bei der Mel Gibson und Danny Glover in ähnlichen niederschmetternden Gesprächen oftmals vom Polizeidienst suspendiert wurden. In einer Verfolgungsjagd warten die beiden Helden derweil sehnsüchtig darauf, dass etwas – ähnlich wie bei ihren „Lethal Weapon“-Kollegen – in die Luft fliegt. Wo in anderen Actionstreifen leicht entzündbare Stoffe oder Öltanklaster bei der kleinsten Berührung ganze Szenen in Flammen setzen würden, bleibt hier der große Knall jedoch aus – zumindest unter Einsatz der herkömmlichen Explosionsmotive.

“21 Jump Street” oder eine neue Undercover-Generation

Channing Tatum als Jenko

Um dem Film dann, neben der eigentlichen Jagd auf die Kriminellen, noch eine zusätzliche Problemebene hinzuzugeben, werden die Rollen von Schmidt und Jenko in der schulischen Gegenwart vertauscht: Es ist ein ehrlicher Blick auf die merkwürdige Verdrehung der Gesellschaft, dass auf einmal nicht mehr die coolen Sprücheklopfer die Schulen – wie auch die Filmwelt – beherrschen, sondern die Nerds zu den wahren Helden und Schullieblingen geworden sind. Was sich in vergangenen Filmen wie „Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt“ oder „Kick-Ass“ schon zeigte, macht hier nun auch Jenko das Leben schwer. Dabei zeigt sich Channing Tatum als amüsanter Komödien-Darsteller, der in Jonah Hill einen inzwischen absolut fähigen Partner an der Seite hat. Tatum hat sich von Liebesschnulzen à la „Das Leuchten der Stille“ oder „Für immer Liebe“ emanzipiert, während Jonah Hill nun Auftritte in kleinen Banalitäten wie „Superbad“ und „Beim ersten Mal“ eher scheut. Begleitet werden die beiden Hauptdarsteller von einer Reihe von Gesichtern, die anscheinend das Fernsehpublikum in die Kinos locken sollen: Dave Franco („Scrubs – Die Anfänger“), Rob Riggle („The Daily Show with Jon Stewart“), Ellie Kemper („The Office“) und Jake Johnson („New Girl“).

„21 Jump Street“ ist einer dieser raren Filme, der die Übertragung einer 80er Jahre Fernsehserie in die heutige Zeit erfolgreich vollführt hat. Mit seiner Selbstreferenzialität, sowohl der Serienvorlage als auch dem Genre gegenüber, aber auch durch das charmante Miteinander der Hauptdarsteller, werden Channing Tatum und Jonah Hill zu würdigen Nachfolgern von Johnny Depp und Peter DeLuise. Alles übrige erledigen dann die eigenen Jugenderinnerungen.

Denis Sasse

“21 Jump Street” oder eine neue Undercover-Generation

‘21 Jump Street‘


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