18 Stunden bis zur Ewigkeit (1974)

18 Stunden bis zur Ewigkeit (1974)

Grossbritannien 1974
Mit Richard Harris, Anthony Hopkins, Omar Sharif, David Hemmings, Roy Kinnear, Shirley Knight, Ian Holm, Freddie Jones u.a.
Drehbuch: Richard De Koker (eigentlich Richard Alan Simmons) und Alan Plater
Regie: Richard Lester

Die Schilderung der Entschärfungsaktion, ein inszenatorisches Meisterstück, verleiht dem dichten Thriller ein hohes Maß an ausgeklügelter Spannung.
-Zweitausendeins Filmlexikon-

Das Finale ist dann auch eher „aus Gewohnheit“ spannend: Man hat das Gefühl, dass sich Lester für den Thrilleranteil seiner Geschichte nicht so wirklich interessierte.
-Oliver Nöding auf „Remember it for Later“-

Inhalt:
Auf dem Kreuzfahrtschiff S.S. Britannic mitten im Atlantik befinden sich sieben Bomben und dem Entschärfungsteam unter der Leitung von Anthony Fallon (Richard Harris) und Charlie Braddock (David Hemmings) bleiben nur 18 Stunden Zeit, um die Besatzung und die Gäste zu retten. Doch die Sache ist noch ein bisschen komplizierter: Der Bombenleger, der sich selbst „Juggernaut“ nennt, hat die Bomben mit Fallen bestickt, so dass jeder Versuch sie zu entschärfen zur Probe wird. Der Reedereivorstand Nicholas Porter (Ian Holm) will die Lösegeldforderungen erfüllen, was die Regierung jedoch ablehnt. Währenddessen leitet der Scotland Yard-Beamte John McCleod (Anthony Hopkins) die Fahnung nach dem Wahnsinnigen. Er ist besonders motiviert, befindet sich auf dem Schiff doch seine Familie. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt!
-filmstarts.de-

Ein Katastrophenfilm ohne Katastrophe – kein Wunder wurde Juggernaut damals zum Flop! Die Werbung (siehe Plakat) weist deutlich auf Action und Explosionen hin. Der abgebildete Knalleffekt erweist sich im Film als relativ harmloser „Warnschuss“. Eine weitere Detonation wird relativ unspektakulär abgehandelt. Und das wars dann auch schon.
Und wie es halt so ist, wenn man bei einem bestimmten Zielpublikum falsche Erwartungen weckt: Dank Mundpropaganda wird es immer weniger.
Der schlechte Ruf, der Juggernaut seither anhaftet, hat bewirkt, dass dieser bemerkenswerte Film ein Schattendasein als missglückter Katastrophenfilm fristete. Wer nicht allzu fixiert ist auf die üblichen Katastrophen-Film-Zutaten, der wird in Juggernaut einen der originellsten Vertreter des Genres erkennen.

Gerade weil ihn das Spektakel nicht gross interessiert, bleibt dem Film die Möglichkeit der sorgfältigen Figurenzeichnung, und die psychologischen Aspekte einer Bombendrohung können, jenseits von panischem Gekreisch und Herumgerenne, ausgelotet werden. Zudem schafft es Regisseur Richard Lester (A Hard Day’s Night, Help! oder The Three Musketeers), wie in praktisch all seinen Filmen, auch aus diesem Stoff das komödiantische Potential herauszufiltern und zum Leuchten zu bringen. Er stellte, zusammen mit dem Autor Alan Plater, das Originaldrehbuch komödiantisch derart auf den Kopf, dass Richard Allan Simmons, der Originalautor, entnervt seinen Namen zurückzog und als „Richard De Koker“ firmierte.

Lester, der Amerikaner, der ausschliesslich in England filmte, liefert hier ein eindrückliches Zeugnis seiner inszenatorischen Qualität und Bandbreite ab. So funktioniert Juggernaut zunächst wie ein assoziatives, im Doku-Stil gedrehtes Panorama der auf dem Schiff versammelten Menschen und Gesellschafts-Klassen, wobei Dialog und Bild oft nicht übereinstimmt, resp. zwei oder mehr Informationen gleichzeitig liefern. Gegen das Ende hin, wo sämtliche an Bord platzierten Bomben in einer multiplen, synchron ausgeführten, nervenzerrend langsamen Entschärfungsaktion unschädlich gemacht werden sollen, wird deutlich, dass Lester auch die Klaviatur der Spannungsdramaturgie perfekt beherrscht.

Juggernaut ist ein ulkiges Unikat zwischen britsh new wave, Komödie und Katastrophenfilm, dass noch heute grossen Spass bereitet und mit einer Vielzahl grosser britischer Film- und Theatergrössen perfekt besetzt ist.

Die Regie: 9 / 10 
Das Drehbuch:  8 / 10 
Die Schauspieler: 9 / 10 
Gesamtnote: 9 / 10

Verfügbarkeit: Juggernaut ist im deutschsprachigen Raum aktuell nicht (mehr) verfügbar, weder auf DVD, Blu-ray noch im Stream. Es gab eine deutsche DVD des Film, die jedoch inzwischen vergriffen ist; antiquarisch kann sie bei amazon.de und evt. ähnlichen Shops bezogen werden. Es wäre an der Zeit, den Film neu aufzulegen – mittels einer Blu-ray.
In England kann der Film auf DVD (Regionalcode 2) noch bezogen werden, inkl. deutscher Tonspur/deutschen Untertiteln.
In den USA ist der Film in restaurierter Fassung bei Kino Lorber auf DVD und Blu-ray erschienen (Regionalcode 0).

Bewegte Bilder

 
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