Kaffee, Zigarette.
Du bist bei der Fifa. Du bietest deine Stimme für Geld an. Das ist doch nur eine Stimme, denkst du. Und dann findest du dich in der Zeitung wieder, sie stürzen sich auf dich, sie spalten deinen Kopf, dabei hast du es doch NUR für Geld getan, diesen einen kleinen Verrat am Beruf, an dem hängst du nicht, du hast es getan, weil ALLES käuflich ist, weil ALLES seinen Preis hat, weil ALLE sterblich sind, weil sie sich ALLE in den Nächten in die Kissen weinen, sich heimlich betastend, masturbierend, denn da muss doch noch ein wenig mehr Lust aus dem eigenen Körper zu melken sein, weil sie sich ALLE selbst erliegen, weil sie bei sich liegen und sich sagen, ich WILL MEHR, ich will ALLES. Und nun stellen sie dich aus, dabei bist du eine Geschichte, die man erzählen könnte, die Geschichte ist formbar, man könnte sie in alle Richtungen schreiben, man kann aus dir einen schäbigen Hund machen, könnte dich zum Menschen schreiben, könnte dich aus der Welt hinaus schreiben, aber das sollten die vom BLATT tun, das ist nicht die Aufgabe der Literatur, die darf dich denunzieren, aber nur in den Tiefen der Geschichte, die muss dich aus dem Leben packen und in eine Geschichte packen, weil jeder eine Geschichte hat, so banal und so bösartig und so seltsam sie auch sein mag.
Da sitz ich nun, ausgeschlafen, endlich einmal, und will die nächsten Stunden am Roman schreiben, ja, da hat sich endlich eine Figur aufgetan.
ER ist so schaurig und einsam und seltsam, ich will IHN gar nicht mehr gehen lassen, das heißt aber auch, man muss sich um IHN sorgen, muss ins Zwiegespräch mit IHM geraten, und weil es IHN in Teilen gar wirklich gab, muss ich mir gar noch das eine oder andere Buch besorgen; Recherchen liegen mir gar nicht, eine Geschichte muss sich von alleine schreiben, aber in diesem Fall werde ich vielleicht doch einmal in die vorhandene Literatur linsen.
Ich werde also noch einen Kaffee trinken, eine Zigarette rauchen und dann …
