17. November 2010, Durcheinander oder: Leckt mich im Arsch, 5.51 Uhr

Wenn du so einen Roman aufschlägst, dann liegen da entweder welche im Bett und rauchen, oder aber da kommt ein Graf ins Zimmer, schlimmer noch, die Gräfin wischt sich eine Träne aus dem blau geschlagenen Auge, immer wird eingetreten, weggegangen, angeschaut, abgewischt, da kann einem natürlich auf Dauer die Galle hoch kommen, sagte schon der Chef-Igittigitt der Surrealisten Breton, sagte schon der Bernhard, den die Madame mit dem Geruch von Altmännerpisse in Verbindung brachte, der Bernhard brachte es trotz des Geruchs auf den Punkt, warum will ich die ganze Scheiße denn beschreiben, die eh schon da ist, die jeder sehen kann, Literatur will doch die Dinge beschreiben, die nicht da sind, das kann natürlich auch auf Dauer nerven, die Abwesenheit der unsichtbaren Welt zu beschreiben, aber ich könnte es ja mal versuchen, denn die Seraphe ließ mich gestern alleine, schnief, die ging auf eine Feier hin, also saß ich da, der größte Autor des 16. November 2010, sollte mir etwas aus den Rippen schneiden, eine Eva wollte ich nicht, also schrieb ich gleich über den lieben Gott, der wohnt in Limburg und fährt BMW, hm, ja aber ich müsste über das Unsichtbare schreiben, die Abwesenheit, die Gedanken und Gefühle, die wie Blitze zwischen den Räumen einschlugen, da müsste dann eine neue Wirrnis in der Sprache geschaffen werden, ich fang an zu erzählen, etwa so, Sternchen du musst, da unterbricht die Rede der Seraphe mich bereits, ich habe bald ein Vorstellungs, schon unterbreche ich sie wieder, indem ich mir einen Schweißtropfen von der Stirn wische, den ich mir natürlich da hin gelogen habe, denn es war gestern, schon ist die Seraphe an der Reihe, eine Männerstimme fordert sie zum Tanz, ich denke an meinem Schreibtisch sitzend, was will die jetzt tanzen, ach, lass sie doch tanzen, nein, aber nicht mit dem Depp, der sieht ja aus wie Hitler und Stalin gleichzeitig, sie scheint mich gehört zu haben, sie sagt, jetzt nicht, während ich an den Runhard Sage denke, der nicht an mich denkt, denn dem hatte ich meinen Text über Code auch gesandt, ach, der Rohm schon wieder, hat der Sage gedacht, jetzt nervt er wirklich, was soll das heißen, mische ich mich da ein, der Text über Code war mir wichtig, aber die von Textem haben auch mit Schweigen reagiert, nur der Leander, da sagt die Seraphe am anderen Ende von diesem traurigen Kuhstall von Stadt, ich breche auf, prima, denke ich, überlese das Durcheinander noch einmal, aha, denke ich, da ist jetzt wenigstens keiner ins Zimmer gekommen, der Breton, der alte Christenhasser wäre stolz gewesen, nein, mault der aber aus dem Jenseits, dann leck mich doch im Arsch, rufe ich der alten Surrealisten-SAU zu, beschließe meinen Kaffee zu trinken, meine Zigarette zu rauchen und zu grummeln.



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