16. Oktober 2018 – Tela

3. Tag

Nach dem Frühstück fuhren wir los in Richtung Karibikküste. Die Zeitprognose von Google Maps, die für nur 260 km eine Fahrtzeit von 5:15 Stunden vorhersagte, traf auf die Minute genau ein. Ein weiterer Beleg für die 50 km/h als realistische Reisegeschwindigkeit. Wir starteten schon im Regen und auch unterwegs gab es immer wieder Schauer. Die Straße wurde auf den ersten 50 km gerade ausgebaut. Dort gab es daher schon fertige vierspurige Abschnitte, aber auch einspurige Passagen. Nach 170 km kamen wir an San Pedro Sula vorbei. Die zweitgrößte Stadt von Honduras mit einer Million Einwohnern gilt als sehr gefährlich. Passend dazu hatte ich zwei Tage vor dem Abflug nach Guatemala im Hauptbahnhof von Berlin noch Stellwände mit den 2018 prämierten Bildern des Wettbewerbs „World Press Photo“ gesehen. Unter der Rubrik „Langfristige Projekte“ ging der dritte Platz an den Spanier Javier Arcenillas für das Portfolio „Latidoamerica“. Es beschäftigt sich mit einigen lateinamerikanischen Städten, die „zu den weltweit gewalttätigsten Städten außerhalb von Konfliktzonen“ gehören. Die Fotos erzählen von den wehrlosen Opfern der „maras“ genannten Straßenbanden, von Gewalt, Korruption und Drogenhandel. Zu den vom Fotografen besuchten Städten in Honduras, El Salvador, Guatemala und Kolumbien zählen unter anderem Guatemala Stadt und San Pedro Sula.

Wir fuhren aber gar nicht in die Stadt hinein, sondern bogen gleich auf die CA-13 in Richtung Tela ab. Die Strecke führte durch eine grüne Landschaft mit Maisfeldern und die Straße war gut ausgebaut, so dass es abschnittsweise sogar möglich war 100 km/h zu fahren. Zahlreiche LKW bremsten uns jedoch jedes Mal nach wenigen Minuten wieder aus. Zudem musste man jederzeit mit einem tiefen Schlagloch rechnen, das ganz unvermittelt plötzlich auftauchen konnte. Bei El Progreso, einer Stadt 30 km hinter San Pedro Sula, war der Name offensichtlich Programm, denn beiderseits der Hauptstraße reihten sich Dutzende von riesigen Reklameschildern nebst den entsprechenden Filialen diverser US-Fastfoodketten aneinander. Die letzten 25 km vor Tela war die Straße dann links und rechts von scheinbar endlosen Ölpalmen-Plantagen gesäumt. Zudem gab es sehr viele Verkaufsstände mit Rambutan, einer Art Litchi, die aus Asien stammt. Die roten stacheligen Früchte haben weißes Fruchtfleisch um einen hohlen Kern herum. Verantwortlich für ihre Einführung in Honduras war die US-amerikanische United Fruit Company, die früher ihr Hauptquartier in Tela hatte. Heute ist die Stadt ein verschlafener Küstenort mit 77.000 Einwohnern und dem zweitgrößten botanischen Garten der Welt. Dort hatte der Obstkonzern versuchsweise verschiedene Bananensorten anpflanzen lassen und später auch andere Früchte und Pflanzen aus allen Teilen der Erde, um sie züchterisch zu optimieren und dann in Mittelamerika anzubauen. So kam neben der Rambutan auch die Ölpalme nach Honduras.

Tela machte auf uns stellenweise einen leicht heruntergekommenen Eindruck, obwohl die Stadtverwaltung einiges getan hatte, um die City etwas aufzuhübschen, zum Beispiel mit einem bunten Tela-Schriftzug an der Hauptstraße und einem übergroßen Liegestuhl am Strand. Unser Hotel, das Maya Vista, war aber sehr schön. Es liegt auf einem Hügel und ist das mit Abstand höchste Gebäude der Stadt. Gebaut wie ein Baumhaus aus Beton mit vielen Plattformen auf verschiedenen Ebenen, hat es auch eine Dachterrasse mit einem tollen Rundumblick. Außer uns waren aber keine Gäste dort, nur im Restaurant gab es abends immer einige Besucher.

Nach dem Einchecken stiegen wir über eine Treppe hinunter in die Innenstadt und aßen in einem Lokal direkt am Strand eine leckere Garnelensuppe mit Bananen- und Maniokstückchen und als Beilage das berühmte Kokosbrot „Pan de Coco“ mit Knoblauchbutter. Dabei sahen wir zu, wie die Polizei mit einem Quad über den palmenbestandenen Strand mit dunklem Sand und einem kleinen Müllstreifen am Brandungssaum patrouillierte. Anschließend liefen wir hinter der Brücke über den Tela-Fluss, der in die Karibik mündet, an der alten Hauptverwaltung der Tela Railroad Company vorbei, einer Tochterfirma der United Fruit Company, zu der auch die Marke „Chiquita Bananas“ gehört. Ein kleines Stück weiter hatten wir den Muelle Municipal erreicht, den städtischen Pier. Auf dem neuen Betonsteg, der direkt neben den Resten des alten Holzstegs stand, gab es ein paar kleine Bars in Holzhütten, aus denen laute Musik drang, und einige Angler. Wir kehrten dann um und als wir am kleinen Parque Central vorbeikamen, hatten sich dort auf dem Gewirr der Stromleitungen hunderte Stare versammelt, die sich lautstark bemerkbar machten.

Mit Einbruch der Dunkelheit waren wir zurück in unserer „Trutzburg“ hoch über der Stadt. Wir hatten uns aber bei unserem Rundgang nicht wirklich unsicher gefühlt. Zudem muss man wissen, dass Honduras eines der ärmsten Länder der Welt ist und 70% der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze leben. Nicht verwunderlich also, dass dort die Kriminalität aus europäischer Sicht hoch ist, wobei sie allerdings meist die Einheimischen selbst trifft.

Nach dem Abendessen auf der hübsch beleuchteten Restaurantterrasse unterhielt ich mich noch ein wenig mit Hotelbesitzer Pierre, der vor 25 Jahren als Backpacker aus dem Osten Kanadas nach Tela gekommen und geblieben war. Er erzählte seine Freunde und Bekannten in der Heimat hätten ihn für verrückt erklärt nach Honduras gezogen zu sein. Ihm sei aber nie etwas passiert, obwohl er einmal pro Woche sogar nach San Pedro Sula fahre, um Besorgungen zu machen. Man dürfe einfach keine Wertgegenstände zur Schau tragen, denn schon der Rucksack eines Backpackers sei im Land mehr Wert als der durchschnittliche Monatslohn, selbst wenn der Rucksack leer sei. Der Inhalt sei dann noch ein Bonus. In Tela sei die Saison, die von Januar bis Mai dauert, aber ohnehin vorbei und alles entsprechend ruhig.

Am nächsten Tag wollten wir eine Tour in den Punta Sal-Nationalpark machen, der zum Gedenken an Janette Kawas inzwischen ihren Namen trägt. Die Umweltaktivistin war 1995 ermordet worden, weil sie gegen das Vordringen der Ölpalmen-Plantagen in das Schutzgebiet gekämpft hatte. Für die Bootsfahrt in den Park seien aber mindestens sechs Teilnehmer erforderlich, erklärte uns Pierre nach einem Anruf beim Veranstalter Garifuna Tours. Da wir nur zu dritt waren, würde sie wohl leider ausfallen. Als Alternative berichtete er von einer Piste, die bis zum Garifunadorf Miami auf die Halbinsel führe. Sie könne aber sehr schlammig sein, da es in den vergangenen Tagen viel geregnet habe und verlaufe auf dem letzten Stück direkt über den Strand. Ob sie mit unseren Kia Rio zu befahren sei, sollten wir ausprobieren, worauf wir aber lieber verzichten wollten. Von Miami aus könnten wir dann eine Bootstour über die Laguna de los Micos machen. Die zweitgrößte Lagune des Landes ist benannt nach den Micos, den dort heimischen Kapuzineraffen.

16. Oktober 2018 – Tela


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