141. Nicht sehr „lyrisch“

Die Texte beider Autoren fügen sich zu einem erstaunlich homogenen Gesamtbild. Deren Schärfe ergibt sich nicht aus eventuell rechthaberischen Behauptungen sondern schon aus dem Material, das sie für ihre Montagen nutzen. Werbetext, Politikersprech, Sozialkunde. Sie führen außerdem Umstellproben mit politischen Sätzen durch, um deren Gehalt zu untersuchen. Dass es dabei nicht sehr „lyrisch“ zugeht, lässt sich denken. Die Grobheit ihrer Gegenstände geht mit einer gewissen Rohheit der Verfahrenszüge einher. Trotz der manchmal schwerwiegenden Gegenstände verlässt beide nicht die Selbstironie. Und auch Raum für Poetologisches bleibt ihnen selbst bei diesem Thema. So stellt Pohls „Gedicht, in dem eine Italienerin mit grüner Jacke auftaucht“ eine Meditation über die Qualität persönlicher Details und deren Mechanik der Glaubwürdigkeit dar.

Bei alledem bietet sich kein Anlass zu Überheblichkeit: Zwar werden Schuldige angedeutet, der Wunsch mit dem Finger auf diese zu weisen lässt aber nach, wenn immer wieder auch der Anteil des Lesers oder selbst der Autoren an diesen Gewaltverhältnissen angedeutet wird. Es zeigt sich, dass ein politischer Inhalt keine Abstriche an der Kunst impliziert. Zugespitzt: Unaufgeregt schaufeln sie ihre Wut zum Leser hinüber. Wer also seine Abneigung dieser Texte ästhetisch rechtfertigen möchte, prüfe vorher genau, inwieweit er nicht ein politisches Unwohlsein damit sublimiert. / Bertram Reinecke, Poetenladen

 

Kai Pohl, Clemens Schittko
da kapo mit CS-Gas
Gedichte
Fixpoetry Lyrikreihe
10,00 Euro

In der Rezension geht es auch um  

Kai Pohl
Phantomkalender

29 Gedichte
Distilleri
6,00 Euro

 



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