13. Oktober 2010, Über Killertaxis und Thomas Pynchon, 5.47 Uhr

Da saßen wir und kurvten mit dem Auto durch Frankfurt, ein netter Nachmittag, sagte ich zu Seraphe, die nickte und fuhr, denn das arme Ding muss fahren, weil ich es hasse zu fahren, weil es dann schon längst unzählige Tote gäbe, mich inbegriffen, ich würde auf so einen Bürgersteig herauf fahren und mir den schnellsten Weg erfahren, Bruce Springsteen sang uns aus Dublin an, aber das war längst vorüber, das war nur eine Aufnahme, wir hatten das Navigationsgerät eingestellt, horchten auf die Frauenstimme, die uns mit monotonen Worten Anweisungen gab, bleiben Sie auf der linken Spur, auf welcher linken Spur, hier waren mindestens zehn Spuren, wir wären am liebsten am Straßenrand stehen geblieben und hätten das Ding mit einer Baseballkeule bearbeitet, in Dublin ließen sie die Sau raus, die schrien sich die Seele aus dem Leib, während Seraphe und ich das Straßennetz in Frankfurt mit Flüchen belegten, Scheißdrecksabgefuckte Stadt, schon hupte ein Taxifahrer, die fuhren eh alle zu schnell und waren am Dauerhupen, ich war froh nicht am Steuer zu sitzen, schwitzte, das wäre ein Rechtsschwenker geworden, dachte ich, den hätte ich gerammt, wir fuhren zum dritten Mal in diese Straße, das Navigationsgerät verlor den Anschluss, suchte, sortierte sich, konzentrier dich, schrie ich es an, wir haben keine Lust mehr, wir gondeln jetzt schon seit einer halben Stunde hier herum, wir parken, sagte Seraphe, wir parken jetzt und rufen an, und tatsächlich fanden wir auf Anhieb einen Parkplatz in der Goethestraße, ich kam mir wie in einem literarischen Spiel vor, die Straße will ich nicht kaufen, die ist ja ekelhaft, was hat das noch mit Goethe zu tun, Luxusgeschäft an Luxusgeschäft, die sollten sie in Prada-Straße umbenennen, wir standen, ich riss die Tür auf, knallte sie gegen einen Pfosten aus Eisen, aus Stahl, was weiß ich denn, warum steht das Ding überhaupt hier rum, ich fluchte schlimmer wie ein isländischer Seemann, ein Mann im feinen Zwirn sah mich erschrocken an, scheinbar fluchen die sonst in solchen Gegenden nicht, die können mich mal, ganz ruhig jetzt, sagte Seraphe, kam um das Auto herum, sie rief beim Verleger an, dann bei ihrer Schwester, sie erklärte die Situation, wir treffen uns vor der Hauptwache, sagte die Schwester, das machen wir, ich kramte meine Zigaretten aus der Tasche, zündete mir eine an, Rauchen beruhigt, dachte ich, verdammt noch mal, Rauchen beruhigt, so ließen wir das Auto stehen, erkundigten uns nach dem Weg zur Hauptwache, wir liefen durch die Nacht, wir liefen durch das Frankfurter Lichtermeer, hin zur Hauptwache, da ging es uns schon viel besser, wir sprachen noch einmal über die Lesung, über Melusine und Morel, ja, die machten schon einen guten Eindruck, feine Leutchen mit feinen Geschichten, die über Heidegger hat mir ganz besonders gefallen, sagte ich, Rot, wir blieben stehen, da kamen sie angebraust, Frankfurts Killertaxis, sie brausten an uns vorüber, ich dachte grimmig an Pynchon, ich kann das schon verstehen, ach, wenn ich mit dem Schreiben nur genügend Geld verdienen würde, ich würde mich auch zurück ziehen, ich würde zu einem Salinger, zu einem Forrester, haben Sie den Film mit Connery gesehen, ich würde mich mit Seraphe und Sternchen in die Trutzburg zurück ziehen und nur noch schreiben, aber hin und wieder müssen wir doch auch mal raus, sagte Seraphe, da hatte ich wohl laut gesprochen, hin und wieder, gab ich zurück, wir liefen weiter, hin zur Hauptwache, kamen an, na endlich, dachte ich.

(Fortsetzung folgt)



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