Er ist wieder da (2)
Es wird nicht mit mir geredet, ich bekomme nicht mitgeteilt, ich werde einfach vor vollendete Tatsachen gestellt.
Der Besuch ist wieder da. Ich gehn ihn dann jetzt holen.
Aha. Warum ist er da? Für wie lange wird er bleiben?
Keiner sagt mir was.
Wir sind dann mal unterwegs.
Ist gut. Wie lange wirst Du weg sein? Soll ich mit dem Essen warten?
Keine Antwort.
Ich fühle mich wie das fünfte Rad am Wagen.
Ein Anhängsel das keiner braucht.
Der Besuch ist bei uns in einer Nacht-und-Nebel-Aktion eingezogen.
Von zu Hause weggelaufen, weil er sich mit seinem Vater nicht versteht, dessen Firma er eigentlich hätte übernehmen sollen.
Nichts dabei als die Kleider, die er am Leib trug.
Ich half bei der Jobsuche und mein Mann schrieb für ihn Bewerbungen.
Doch keine Arbeit schien ihm gut genug.
Endlich, nach drei Monaten (!), die er schon bei uns lebte, fing er endlich an zu arbeiten. Bis dahin lebte und aß er bei uns mit. Mein Mann kaufte ihm sogar neu Kleidung.
Sein neu verdientes Geld aber legte er nicht zur Seite sondern gab es für allerlei neues Hab und Gut aus.
Immer wieder ermahnte ich ihn, zu sparen, er wolle sich doch eine Wohnung mieten.
Die Tagen zogen ins Land und die Monate verstrichen.
Ein halbes Jahr später hatte er noch immer keinerlei Anstalten gemacht, sich eine Wohnung zu suchen.
Als ich ein Donnerwetter los lies zog er in sein “Arbeitsgerät”, einen LKW, welcher ihm von seinem Arbeitgeber gestellt wurde und verkündete: “Ich brauche keine Wohnung, ich kann im LKW leben.”
Und jetzt kommt er hier wieder angekrochen und will wieder bei uns einziehen?
Ich fühle mich verarscht!
