13 and God live

13 and God live

13 & God - via http://rcrdlbl.com/2011/03/01/download_13_god_old_age

Endlich war ich mal wieder auf einem interessanten Konzert. Wenn zwei völlig unterschiedliche Musikerkollektive aus den USA und der BRD zusammentreffen, um ein gemeinsames Projekt zu starten, sich 13 & God nennen und dann noch live auftreten, dann ist die Transzendenz des Alltags vorprogrammiert.

Am sonnigen Freitag fanden sich zahlreiche Besucher in den Räumen des Wiesbadener Kulturzentrums „Schlachthofs“ ein, um dem Konzert der deutsch-amerikanischen Band „13 and God“ beizuwohnen. Die verrückten Musiker sorgten für ein Ausnahmekonzert der besonderen Art.

Der Beginn eines Textes Konzerts ist für Bands Blogger immer schwierig. Denn gerade in Deutschland, habe ich mir sagen lassen, ist es wohl unbewusster Konsens, dass man die erste halbe Stunde steif herumsteht und mit verschränkten Armen erstmal so tut, als wäre man ein Reich Ranicki der Live-Musik. Früher, als ich mir als Teenager Hardcore-Bands im Schlachthof angeschaut habe, war der Einstieg viel einfacher. Durch die aufgestaute,  prä-adoleszente Energie reichte der erste Song der (nicht selten aus Schweden stammenden) Band bereits aus, um das Publikum nach 2 Sekunden durch kollektives Aufeinanderspringen zum Schwitzen zu bringen und blaue Flecken am Oberschenkel zu verursachen. Der Schlüssel von 13 and God ist da subtiler: Humor. Denn noch bevor das Konzert beginnt, glänzt der Rapper Dose One mit schlechten Witzen und ahmt tanzend den noch von CD laufenden Rocksong nach.

Alle machen irgendwas. Cool. Foto: Phire

Alle machen irgendwas. Cool. Foto: Phire

Als es losgeht, wird schnell deutlich, dass die Songs selbst aber nichts von ihrer notwendigen Ernsthaftigkeit einbüßen. Ich habe mich immer gefragt, wie die Band es schafft, so einizgartig und  innovativ zu klingen. Die mit dichten Sounds und durchdachten Beats angereicherten Songs wirken wie über Jahre gereift und auskomponiert. Und das, obwohl die Musik nur in kurzen Zeiträumen entstehen kann, für die sich das Weilheimer Trio mit der amerikanischen Hip Hop Formation Themselves in ihren jeweiligen Studios besuchen.

13 and god sind eine Band, die von den Gegensätzen der einzelnen Musiker und kulturellen Hintergründe lebt. Nicht umsonst klingt ihr Sound nach einer Mischung aus der intelligenten Melancholie  von The Notwist und den abseitigen Beats und den rhythmisch auf höchstem Niveau akzentuierten Raps des Frontmanns von Themselves.  Auch die Bühnenperformance lebt vom Kontrast. Während Rapper Dose One, geschult in publikumsfreundlicher Standardperformance, hin- und herspringt, geben sich die beiden Notwister als introvertierte Tüftler, die auf der Bühne das Understatement perfektioniert haben und noch nicht mal bei den Witzen mitlachen. Es ist interessant,  dass manche der anwesenden Indie-Girls beim Anblick von Dose One, trotz der lyrischen Genialität der Texte, in Familiengründungs-Phantasien schwelgen.  Vielleicht liegt es auch an seiner Frisur.

13 and God live

Schon wieder Foto: Phire

Da ich bei manchen Songs zu weit hinten stehe, zwingen mich meine Augen, zwei in meinem Blickfeld befindliche Stofftaschen zu fokussieren, die mit ihren Besitzern unterwegs sind. Ich beschließe, demnächst Plastiktüten vom Discounter als mobiles Beförderungselement zu tragen.

Die Intensität der Musik transportiert mich schnell wieder zurück, als es beim Schluss eines Songs unerwartet laut wird und der Sound sich in ein Noise-Gewitter verwandelt. Alle fünf Personen schlagen unisono auf die Becken und Trommeln ein, die auf der Bühne verteilt sind. Ein geeignete Strategie, um das Publikum von der Qualität eines Live-Konzerts zu überzeugen, sind  gut improvisierte Schlüsse. 13 and God haben das perfektioniert. Mir bleibt also nichts anderes übrig, als zum Schluss zu versuchen, einen positiven Eindruck zu hinterlassen und den Refrain von Soft Atlas zu zitieren, auch wenn dessen Qualität sich vor allem erst in der mantra-artigen Wiederholung entfaltet:

“Without A Universal Law There Is No Gravity
Without No Gravity There Is No Atmosphere
Without A Atmosphere There Is No Chance In Life
…I Don’t Exist”

Text und Fotos: Phire

 

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