Er gehörte zu einer kleinen, aber feinen Schar von DDR-Kreativen, die mit ihrem streitbaren Ernst und ihrer fortdauernden Unzufriedenheit ein ungeheuer wichtiges Ferment der westdeutschen Kultur der 80er Jahre bildeten. Bis nach dem Mauerfall alles ganz anders wurde. Oder zu sehr dasselbe blieb? 2001, kaum 56 Jahre alt, ist Thomas Brasch einen unglücklichen und viel zu frühen Tod gestorben.
Christoph Rüter hat Brasch bei gemeinsamen Theaterarbeiten noch selbst kennengelernt. Für seinen Dokumentarfilm montiert er Archivaufnahmen – wie Braschs berühmten Skandalauftritt anlässlich der Verleihung des bayrischen Filmpreis 1981 -, Filmausschnitte und Videotagebücher, die Brasch selbst gedreht hat, aneinander und nennt dazu aus dem Off knapp die wichtigsten Lebens- und Werkdaten. An vielen Stellen zitiert er aus Braschs Gedichten, die mit schmerzlicher Prägnanz Auskunft über ein Leben in existenzieller Unbehaustheit geben. Es treten keine Zeitzeugen auf, es werden keine Deutungen gemacht. Rüter handelt damit im Sinne von Brasch, der es hasste, „beschrieben“ zu werden. „Du bist ein leeres Blatt / Du wirst nur noch beschrieben / Geh unter oder schwimm“, heißt es an einer Stelle. Rüter gelingt es, Brasch als schwierigen, schönen und widersprüchlichen Menschen in Erinnerung zu rufen, dem man sich gerne genähert hätte. Man begreift aber auch, dass der das nie zugelassen hätte. / Barbara Schweizerhof, Berliner Morgenpost
Dokumentation D 2011 , 92 Min., von Christoph Rüter