118. Celans Kölner Freunde

Der Dichter Paul Celan unterhielt Freundschaften, die man eigentlich nicht für möglich gehalten hätte: zu drei ehemaligen Wehrmachtssoldaten etwa. Ungefähr gleich alt wie er, der rumänische Jude, um die fünfundzwanzig, waren sie aus dem Krieg zurückgekommen und hatten, wie er, aus dem Nichts ein neues Leben als Schriftsteller angefangen: Rolf Schroers (1919 bis 1981), Paul Schallück (1922–1976) und Heinrich Böll (1917–1985). Sie wohnten in der Trümmerlandschaft Kölns. Zwischen ihnen und Celan in Paris wurden spannungsreiche Briefe gewechselt. Die Herausgeberin Barbara Wiedemann hat diese in einer hervorragenden Edition zugänglich gemacht. Gerade noch rechtzeitig gelangten Kopien der Briefe Celans in ihre Hände. Denn im März 2009 wurden beim Einsturz des Historischen Archivs der Stadt Köln die Nachlässe von Schallück und Böll und damit auch die an sie gerichteten Briefe verschüttet. / Beatrice von Matt, NZZ 20.8.

Paul Celan: Briefwechsel mit den rheinischen Freunden Heinrich Böll, Paul Schallück und Rolf Schroers. Mit einzelnen Briefen von Gisèle Celan-Lestrange, Ilse Schallück und Ilse Schroers. Herausgegeben und kommentiert von Barbara Wiedemann. Suhrkamp-Verlag, Berlin 2011. 772 S., Fr. 46.90.Gisèle Celan-Lestrange (1927–1991). Katalog der Werke. Hg. von Ute Bruckinger und Klaus Bruckinger in Verbindung mit Eric Celan und Bertrand Badiou. Wasmuth-Verlag, Tübingen 2009. 484 S., Fr. 105.–.



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