115. Herta Müller liest

An den Gedichten des Österreichers Theodor Kramer (1897-1958) lobt Müller die konventionelle Ruheform der Strophen und die melodische Rhythmik, hinter welcher sich der eigentliche traurige Inhalt verberge. In seinen Gedichten behandelt der jüdische Lyriker seine eigene Angst und Emigration in der Zeit des Dritten Reiches. Der melodische Rhythmus seiner Gedichte beschwört eine Selbstverständlichkeit, die seiner Zeit genommen wurde. Müller habe seine Lyrik schon in der Jugend geholfen, sich u. a. von ihrem Vater gedanklich abzugrenzen. Wenn ihr Vater, ein ehemaliger SS-Soldat, manchmal in alkoholisierten Rückfällen Nazilieder grölte, fühlte sie sich eher der Trauer der Gedichte Kramers verbunden.

Im Werk des Schriftstellers Jürgen Fuchs (1950-1999) stellt Müller eine Nähe zum Nicht-Gesagten heraus, die beinahe dokumentarisch eine Realitätstreue durchhalten würde: „Wenn Jürgen Fuchs erzählt, wird das Banale erregbar. Jede Winzigkeit kriegt ihren eigenen, antastbaren Nerv.“ Bei M. Blecher (1909-1938) betrachtet es Müller als radikal, dass Gegenstände auf ungewöhnliche Weise erotisiert wahrgenommen werden und dadurch auch im Verständnis des Lesers eine neue Bedeutung gewinnen. /  Ansgar Skoda, campus-web.de

Herta Müller – Immer derselbe Schnee und immer derselbe Onkel
Verlag: Hanser
Erschienen: März 2011 
ISBN: 9783446235649 
Bindung: Taschenbuch
Seiten: 255
Preis: 19,95



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