112. Ein ganz famoses Haus

Die Aberkennung des Doktortitels durch die Universität Bayreuth zeige, „dass zu Guttenberg mit seiner Selbsteinschätzung richtig liege“, sagt die Kanzlerin. Also daß man ihm den Doktortitel nimmt, beweist, was für ein toller Kerl das ist. Darauf muß man erst mal kommen.

Falsch. Darauf ist Wilhelm Busch gekommen:

Die Selbstkritik hat viel für sich.
Gesetzt den Fall, ich tadle mich:
So hab ich erstens den Gewinn,
Dass ich so hübsch bescheiden bin;
Zum zweiten denken sich die Leut,
Der Mann ist lauter Redlichkeit;
Auch schnapp ich drittens diesen Bissen
Vorweg den andern Kritiküssen;
Und viertens hoff ich außerdem
Auf Widerspruch, der mir genehm.
So kommt es denn zuletzt heraus,
Dass ich ein ganz famoses Haus.

Die besten Satiren schreibt immer noch das Leben. Wilhelm Busch zählt zum humoristischen bürgerlichen Realismus. Das kleine Bürgertum, das er liebevoll karikierte, las damals die Gartenlaube. Heute BILD und Privatfernsehen. Der Adel ist auf den Busch gekommen. Was heißt hier „Unterschichten-Fernsehen“? Die verächtliche Formulierung funktioniert nur, wenn man sie durch „Unterschichten-Politik“ ergänzt. Das ist ja keine Politik für die unteren Schichten (denen man gerade nach monatelangem Tauziehen 5 Euro in den Rachen wirft), sondern eine Politik, die das Volk, von dem man sich wählen läßt, dann am Nasenring durch die Prärie zerrt.

In Ostdeutschland fehlt das Bildungsbürgertum, wird gern gesagt. Und wie ist es in Bayern? Wo ist es in der Partei, die sich zuschreibt, die politische Mitte zu sein? Wenn es das dort gibt, hält es sich sehr bedeckt.

Können wir tiefer sinken? (Paar Vorstellungen hätte ich schon, sie sind ziemlich erschreckend.)



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